Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

AuS der geMeinde Ausgabe 04/2025 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 18 in diesen tagen jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges zum 80. mal. Während immer weniger menschen aus erster Hand von diesen turbulenten Zeiten voller angst und unsicherheit berichten können, hatte Wenzenbachs ehemaliger ortsheimatpfleger Fritz Baldauf (abb. 1) vor 20 Jahren noch die möglichkeit, umfangreiche Zeitzeugengespräche zu führen. Er unterhielt sich mit insgesamt 28 Personen, die 1945 zwischen 5 und 31 Jahre alt waren. ihre Erinnerungen hielt er in mehreren Berichten fest und sammelte alte Fotos. Das Ergebnis wurde 2005 in einer serie im örtlichen amtsblatt veröffentlicht. Einige auszüge aus Baldaufs niederschriften sollen hier – in stark gekürzter Form und leicht ergänzt um neuere informationen von Zeitzeugen – noch einmal zu lesen sein, um die Erlebnisse der menschen in den letzten kriegstagen und -wochen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen: im Januar 1945 gingen zahlreiche Bomben rund um den Probstberg nieder – nicht als gezielte angriffe, sondern abgeworfen von amerikanischen Flugzeugen, die sich von osten her regensburg näherten und von der Flugabwehrkanone auf dem Gelände des kalkwerks in der Walhallastraße beschossen wurden. Glücklicherweise forderten die Einschläge keine menschenleben, beschädigten aber mehrere Gebäude schwer: Zertrümmerte und abgedeckte Hausdächer, geborstene Fenster sowie ein weggerissener stadel waren die Folge. man erinnerte sich, dass die Fenster notdürftig mit strohbüscheln verstellt wurden, bis neu verglast werden konnte, und dass aus einem abgedeckten Dachgeschoss ein mit Glaskugeln geschmückter Christbaum herausschaute. Begegnungen mit tieffliegern versetzten die Bevölkerung häufig in angst – in der regel kamen die Betroffenen aber mit dem schrecken davon. altbürgermeister mißlbeck etwa war als 11Jähriger mit einem traktor auf dem Feld unterwegs, als ihn fünf Flieger auf dem Weg nach regensburg überflogen, einer davon umkehrte und auf ihn schoss, ihn aber zum Glück verfehlte. Franz Huber aus Wenzenbach machte seine lehre im sägewerk Honke in Wutzlhofen und fuhr mit dem Fahrrad zur arbeit. auf der freien strecke zwischen Wutzlhofen und Gonnersdorf wurde er mehrfach von tieffliegern regelrecht gejagt und rettete sich manches mal nur durch einen sprung in den straßengraben. alfons und luise adlhoch waren mit einem voll bepackten leiterwagen unterwegs, als sie von einem tiefflieger überrascht wurden. sie flüchteten in den Wald, während ihr Wagen samt ladung von den Geschossen des Flugzeugs zerfetzt wurde. Bei Fliegeralarm suchte die Bevölkerung schutz in ihren kleinen kellern, die häufig zusätzlich abgestützt worden waren. landwirte verfügten oft über größere keller und nahmen im Ernstfall nachbarn und Bekannte auf. an der straße von irlbach nach Gonnersdorf ließ die Gauleitung außerdem in den Hang neben der heutigen trafostation von Einheimischen und von örtlichen Bauern abgestellten kriegsgefangenen einen Bunker mit zwei gegenüberliegenden Eingängen anlegen (heute zugeschüttet). Dazu wurde von zwei stellen aus mit etwa 15 bis 20 meter abstand aufeinander zu gegraben und der entstehende stollen in türrahmenbreite jeweils abgestützt. Die Verbindung der beiden Gänge wurde vor dem Einmarsch der amerikaner nicht mehr fertiggestellt, aber der Bunker wurde trotzdem von menFundstücke aus dem Gemeindearchiv 80 Jahre Kriegsende in Wenzenbach Abb. 1: Fritz Baldauf bei seiner Bestellung zum Ortsheimatpfleger 2005 Foto: GEmEinDE WEnZEnBaCH Abb. 2: Ein seltenes Foto, auf dem ein Stück des betonierten Hakenkreuzes in Gonnersdorf zu sehen ist Foto: FamiliE karGl, üBEr FritZ BalDauF, BEarBEitEt Von riCHarD BiEnia

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