Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

AuS der geMeinde Ausgabe 11/2025 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 16 So überschreibt annette Eberle ihre Einführung im „Gedenkbuch für die opfer und Verfolgten der nS-Gesundheitspolitik in Herzogsägmühle 1934 – 1945“. Gegründet 1894 als arbeiterkolonie (nahe Schongau, oberbayern) sollte die Herzogsägmühle männern auf Wanderschaft gegen arbeitsleistung eine Versorgung gewähren. Sie wurde deshalb auch als Wanderhof bezeichnet. Bereits 1936 wurde sie teil eines bayerischen Zwangsfürsorgesystems. Dieses Programm der Zwangsfürsorge als instrument gegen „sozial und erbbiologisch minderwertige“ wurde schon 1933, im Jahr der Ernennung von adolf Hitler zum reichskanzler, von reichsinnenminister Wilhelm Frick angekündigt und richtete sich gegen alle vermeintlich „minderwertige und asoziale (…) kranke, Schwachsinnige, Geisteskranke, krüppel und Verbrecher“. Dieses angekündigte Programm der „auslese und ausmerze“ bedeutete in den nächsten zwölf Jahren eine ca. 70%ige kürzung der ambulanten Hilfen, die in individuellen notlagen unterstützen sollten. im gleichen Zeitraum stiegen die Einweisungen in Psychiatrie, in Straf-, Fürsorgeanstalten und konzentrationslager enorm an. Das Programm zog auch Zwangssterilisation, Zwangsarbeit und Überstellung in konzentrationslager, Verweigerung von therapien, absichtliche Unterversorgung der Hilfsbedürftigen in den anstalten und sogar krankenmorde nach sich. arbeit beziehungsweise die Fähigkeit dazu spielte für die nationalsozialisten und ihre Vorstellungen von einer »Volksgemeinschaft« eine zentrale rolle. Bereits im September 1933, wenige monate nach ihrer machtübernahme, wurden hunderte menschen ohne festen Wohnsitz und geregelte arbeitsverhältnisse während einer „Bettlerrazzia“ in konzentrationslager verschleppt. Franz Xaver Bremm, geboren am 04. august 1887 in Forstacker, heute Probstberg, lebte und arbeitete auf dem Hof seiner Eltern. nach deren tod mitte der 1930er Jahre hatte er keinen festen Wohnsitz mehr und ging auf der Suche nach arbeit auf Wanderschaft. Er wurde mehrfach wegen „Bettelei“ festgenommen und hatte ein paar kurze Haftstrafen verbüßt. als er im Februar 1938 in der Scheune eines Bauern Schutz suchte, verhaftete ihn die Polizei erneut und er geriet in die mühlen der staatlichen Einrichtungen. Franz Xaver Bremm sei, so lautete das Urteil der Behörden, »arbeitsscheu« und ein »unverbesserlicher Gewohnheitsbettler“ und wurde deshalb im Frühjahr 1938 in das arbeitshaus rebdorf eingewiesen. Dort sollte er zu einem geregelten Leben und zur arbeit erzogen werden. nach 11 monaten wurde er im april 1939 aus der Haft im arbeitshaus rebdorf in die Zwangsfürsorgeanstalt Herzogsägmühle eingewiesen. Ein halbes Jahr später bat er den für ihn zuständigen regensburger Landrat in einem Schreiben um Entlassung. Seine Bitte wurde abgelehnt. Ein Jahr später wandte er sich noch einmal schriftlich an den Landrat und betont, dass er nie die arbeit verweigert habe und ersuchte abermals um Entlassung aus dem Wanderhof. auch die erneute Bitte blieb erfolglos. Einen weiteren Brief verfasste er an seine Schwester kreszenz, in dem er sie bat, ihm arbeit zu geben, damit er entlassen werde und nicht dort in der Herzogsägmühle sterben müsse. Dieser Brief wurde nie abgeschickt, er blieb im akt. Diese angst zu sterben war, wie die obigen ausführungen zeigen, keine Floskel, sondern eine zutreffende Einschätzung seiner Lage und auch der seiner Leidensgenossen. Franz-Xaver Bremm konnte keine volle arbeitsleistung erbringen und war pflegebedürftig. Die Vernachlässigung, die Unterversorgung mit nahrung und die gewalttätigen Übergriffe durch das anstaltspersonal trugen dazu bei, dass es ihm immer schlechter ging. am 28. Januar 1943 überstellte man ihn in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar, weil er „in steigendem maße“ pflegebedürftig war und sein Verbleiben „aufgrund seines Verhaltens nicht mehr länger in der Gemeinschaft unseres Heimathofes möglich ist.“ Er verstarb in Eglfing, vermutlich in Folge von beabsichtigter Vernachlässigung, am 1. märz 1944. Foto:GaBriELE mEiLHamEr QUELLE: HttPS://WWW.DiE-VErLEUGnEtEn.DE/BioGraFiE/FranZ-XaVEr-BrEmm/ Tödliche Gefahrenzone – Herzogsägmühle im Nationalsozialismus Das nächste treffen mit der ortsheimatpflegerin Gabriele meilhamer findet statt am 02.Dezember 2025 von 17.30 Uhr bis 19.00 Uhr in der Gaststätte Gambachtal in Fußenberg. Es geht weiter im 2. teil mit Wenzenbach in Bildern aus den 50ern. interessierte sind herzlich willkommen. Bitte bilden Sie nach möglichkeit Fahrgemeinschaften. Wegen mitfahrgelegenheiten können Sie sich gerne melden bei Gabriele meilhamer, Email ortsheimatpflege@wenzenbach.de, tel. 0152 03253456 Sägewerk Schmidbauer, jetzt Dirnberger Edekamarkt Foto: PriVatBESitZ aUBUrGEr GErHarD Zeit für Geschichte(n)

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