Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

AuS der geMeinde Ausgabe 08/2024 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 20 Schloss Schönberg als Sitz der Herrschaft Schönberg, Stich von Michael Wening, um 1716/1726. am 1. September jährt sich zum 100. Mal der tag, an dem die Gemeinde Schönberg zur Gemeinde Wenzenbach wurde. Doch wie und warum kam es dazu? Dazu ist ein blick auf die politischen Verhältnisse vor der Umbenennung nötig: Das Dorf wie auch der größte teil der heutigen Gemeinde Wenzenbach unterstanden jahrhundertelang der Herrschaft Schönberg; lediglich der bereich um den ort Grünthal sowie die ehemalige Gemeinde Hauzenstein befanden sich außerhalb. im 19. Jahrhundert fand in mehreren Schritten eine tiefgreifende neuorganisierung des bayerischen Staatswesens statt, mit der die inhaber der alten Herrschaften und Hofmarken immer mehr befugnisse verloren und sich Gerichts- und Verwaltungsgrenzen veränderten. Mit der sogenannten bayerischen Gemeindeordnung 1818 entstanden erstmals politische Gemeinden nach heutigem Verständnis, so auch die Gemeinden Schönberg, Grünthal und Hauzenstein. natürlich erfolgte die Festsetzung der neuen Gebietsgrenzen hier ebenfalls nicht ohne Streit und Diskussionen – und so wurden sie im Lauf des 19. Jahrhunderts mehrmals neu gezogen (Für das Gemeindegebiet ist der gesamte Vorgang im Detail nachzulesen im beitrag von Dr. rudolf ebneth in der ortschronik „Wenzenbach. Junge Gemeinde mit langer Vergangenheit“, v.a. S. 57–61). in den 1920er Jahren sollte der Prozess schließlich vorerst zum abschluss kommen; ein Schiedsgericht entschied im oktober 1922 über die Umgemeindung der ortschaften irlbach, Grafenhofen, Gonnersdorf und Schönachhof nach Grünthal. Da die Gemeinde Schönberg dagegen protestierte, ging die Sache bis vor den bayerischen Verwaltungsgerichtshof, der am 23. März 1923 den Schiedsspruch wiederholte. offenbar hatte man in Schönberg aber schon damit gerechnet, denn bereits am 1. oktober 1922 hatte der Gemeinderat beschlossen, eine Änderung des Gemeindenamens zu beantragen. Die beweggründe sind einem im Staatsarchiv amberg verwahrten bericht des bezirksamts Stadtamhof an die regierung zu entnehmen (bezirksamt Stadtamhof, nr. 3178). Die initiative scheint dabei vom Pfarramt, der katholischen kirchenverwaltung und dem armenrat ausgegangen zu sein. Zu lesen ist dort u. a.: „Durch die ausgemeindung der ortschaften irlbach, Gonnersdorf und Grafenhofen wird die ortschaft Wenzenbach geographisch der Mittelpunkt des Gemeindegebiets Schönberg. an der bezirksstraße Wutzlhofen – Falkenstein gelegen und als bahnstation stellt sie auch im wirtschaftlichen Verkehr den Mittelpunkt innerhalb der Gemeinde dar. Wenzenbach ist Sitz des Pfarramts, des armenrats, der Schule, der Gendarmerie, der Postagentur; dort befindet sich auch die Gemeindekanzlei und das armenhaus der Gemeinde Schönberg. Die benennung „Gemeinde Schönberg“ besteht heute noch aufgrund der geschichtlichen bedeutung als ehemaliger Sitz des Patrimonialgerichts Schönberg. Mit der auflösung der alten Gemeindemarkung und der Umgestaltung des alten Gemeindegebiets hat auch diese historische benennung ihre berechtigung verloren. Denn der ort Schönberg selbst besteht nur aus einem alten baufälligen Schloss und ca. 10 kleinen arbeiterhäusern, die an den berghang hingebaut und schlecht zugänglich sind, weil die Straße infolge des regenwetters die meiste Zeit des Jahres verschlammt ist. Die ortschaft Wenzenbach ist ein größeres Pfarrdorf mit 362 einwohnern, die als landwirtschaftliche Grundbesitzer hauptsächlich als träger der gemeindlichen Lasten in betracht kommen. Geschichtlich bildete Wenzenbach noch bis zum Jahre 1818 eine eigene Gemeinde, der noch die kolonie Probstberg angehörte. Mit der Gemeindebildung 1818 wurden die Gemeinden irlbach und Wenzenbach zu einer Gesamtgemeinde zusammengelegt, die mit rücksicht auf den Sitz des Patrimonialgerichts Schönberg benannt wurde.“ Die abstimmung im Gemeinderat über die namensänderung übrigens „ergab 6 Stimmen dafür und 5 Stimmen dagegen. Dieses Stimmenverhältnis kam dadurch zustande, dass die 5 Gemeinderatsmitglieder, die den auszugemeindenden ortschaften irlbach, Grafenhofen und Gonnersdorf angehören, erklärten, an der Umbenennung kein interesse zu haben und daher gegen den antrag stimmten.“ Diese Äußerung zeigt deutlich den konflikt, der zwischen den ortschaften und auch innerhalb des Schönberger Gemeinderats schwelte. Die übergeordneten behörden hatten jedoch allesamt nichts dagegen einzuwenden und so wurde am 1. September 1924 aus der Gemeinde Schönberg die Gemeinde Wenzenbach. 100 Jahre Gemeinde Wenzenbach

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