Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

AuS der gemeinde Ausgabe 05/2024 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 30 Lost Places, verlorene orte, sind zwar seit einigen Jahren durch spektakuläre Fotos bekannt geworden, doch die historische Geographie befasst sich schon länger mit „Wüstungen“. Das sind aufgegebene oder nicht mehr existierende siedlungen und ihre Flur. im mittelpunkt steht dabei das spätmittelalter, aber auch im 19./20. Jh. gab es z.B. in der oberpfalz größere Wüstungsvorgänge durch das anlegen von truppenübungsplätzen, Folgen naturräumlicher Ungunstfaktoren in höhenlagen des oberpfälzer und Bayerischen Waldes oder Änderungen der Gewerbestruktur (aufgabe von eisenhämmern, Glasherstellung, mühlen). all dies spielt für unseren raum keine rolle. Deshalb überrascht die häufung von über 50 hof- und Flurwüstungen bei hauzenstein und Kürn (siehe abb.1). sie stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Besitz der Grafen von Walderdorff, die 1830 die schlösser und Güter hauzenstein und Kürn 1830 gekauft hatten. Bis 1915 erwarben sie 40 weitere hofstellen, die entweder gleich oder nach einigen Jahrzehnten abgebrochen wurden mit ausnahme von abbachhof, schnaitterhof und schlaghof. Der Gesamtbesitz wuchs von 579 ha (1830) über 1511 ha (1873) auf 1942 ha (1988; nach schmidt). heute gibt es noch 4 verfallene häuser, z.B. Gambach 2 und etliche standorte mit größeren mauerresten, z.B. in Lieberg. Die meisten hofstellen sind jedoch totale Wüstungen. Die erforschung der ehemaligen hofstellen stützt sich auf die auswertung historischer Karten, Flur- und Besitzgrenzen, das airborne Laserscanning (im Luftbild werden dabei kleinste Bodenerhebungen sichtbar) und Flurnamen, besonders mit hilfe des Bayernatlas im Geoportal Bayern. Dazu kommen historische Quellen in archiven (Grundsteuerkataster), Geländebegehungen und Gespräche mit Zeitzeugen. aus dem Gemeindebereich Wenzenbach sollen 3 Wüstungen bei hauzenstein ausführlicher dargestellt werden. Weitere Beispiele in: Wolfgang roser, hof- und Flurwüstungen bei hauzenstein und Kürn seit 1830, regensburger kleine Beiträge zur heimatforschung, heft 16, 2023; auch im internet publiziert mit angaben der jeweiligen Quellen. Döllinger (Dollinger) Häuschen oder Hochstraße es befand sich östlich der hochstraße vom schnaitterhof nach maad auf der Position (WGs 84) 49.08880 12.15832 auf 426 m nn. amtliche statistiken nennen: 1867: 6 einwohner, 1 Gebäude (hochstraße); 1875: einöde, 4 einwohner, 3 Gebäude, 4 stück rindvieh; 1900: 5 einwohner, 1 haus; 1925: abgebrochen Genauere angaben finden sich im staatsarchiv amberg im Kataster 358, steuergemeinde hauzenstein von 1837: als Besitzer wird der Gütler matthias Dollinger genannt, der ein 1823 neu erbautes haus im Jahre 1827 gekauft hat. es handelt sich um ein Wohnhaus mit stall und schweinstall, scheuer, Backofen, den hofraum mit Brunn und Würzgärtchen und 3, 21 ha Feldäcker und 0,44 ha Wiesen. als nächste Besitzer werden der Gütler Jakob Gruber und seine ehefrau Josefa, geborene Dollinger, genannt. sie hatte vom Vater matthias Dollinger den Gesamtbesitz am 30. mai 1840 um 725 Hof- und Flurwüstungen bei Hauzenstein und Kürn seit 1830 Ein Sonderfall in der Wüstungsgeschichte der Oberpfalz Abb. 1: Wüstungen um Hauzenstein und Kürn 1 Berg (2 Hofstellen) 10 Lieberg (5) 2 Döllinger Häuschen 11 Maad (4) 3 Eichelmühle (3) 12 Oberharm (2) 4 Führholz 13 Penkhof 5 Gambach (2) 14 Rabenhof 6 Geisberg 15 Steinhöfl (2) 7 Haslach (2) 16 Steinrinnen (6) 8 Herrenbründl (2) 17 Unterer Thalhof 9 Kürn (19) QUeLLe Der toPoGraPhischen Karte: GeoBasisDaten: Bayerische VermessUnGsVerWaLtUnG Abb. 2: Döllinger Häuschen (Urkataster) QUeLLe: GeoBasisDaten: Bayerische VermessUnGsVerWaLtUnG

RkJQdWJsaXNoZXIy OTM2NTI=