Aus der gemeinde Ausgabe 01/2024 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 12 ein Mammutzahn im archiv? das wäre in der Tat ungewöhnlich und tatsächlich verfügt das Gemeindearchiv vielmehr über informationen zu den Fundumständen eines solchen. in einer heimatkundlichen stoffsammlung der schule irlbach befindet sich ein Text des damaligen lehrers huber von 1962, in dem er über die Fußenberger sandgruben und dort gemachte prähistorische entdeckungen berichtet. so ist dort zu lesen, dass wenige Jahre vor dem 2. Weltkrieg der Fußenberger Johann Jobst begann, sand aus einem sandhügel entlang des Weges Fußenberg – Falterhölzl abzubauen, und diesen nach regensburg verkaufte. schon vorher war das verhältnismäßig kleine sandloch anlaufstelle für „Baulustige“ gewesen, die für ihre Baustellen das Material mit ihren Pferdefuhrwerken abgeholt hatten. nachdem die zunehmend regere Bautätigkeit in regensburg mehr sand erforderte, stieg auch der absatz und die sandgrube wurde erweitert. Beim abbau kamen immer wieder scherben zum Vorschein; der Wert, den sie für prähistorische Forschungen gehabt hätten, wurde zunächst allerdings nicht erkannt. nach dem Krieg eröffneten die söhne Jobsts eine eigene sandbaggerei und bald darauf entstand zusätzlich die sandbaggerei engl in sandhof. infolge der hochkonjunktur im Bauwesen steigerte sich der sandabbau und so wurden immer mehr scherben oder Metallteile zutage gefördert. Beachtung fanden diese Funde jedoch erst, als heinrich eichinger aus Fußenberg die vorund frühgeschichtliche abteilung des regensburger stadtmuseums (heute historisches Museum) auf sie aufmerksam machte. diese bat die sandgrubenbesitzer, die stücke zu sammeln. so wanderten scherben von Tongefäßen, Webegewichte und sogar Gefäße aus den resten eines Grabes ins Museum. anfang Juni 1958 kam schließlich besagter Mammutzahn – den aufzeichnungen zufolge ein Backenzahn – zum Vorschein. laut einer notiz im regensburger Tagesanzeiger vom 8. Juni 1958 stiftete ihn die Firma Jobst dem naturwissenschaftlichen Verein regensburg. lehrer huber war von dem Fund so fasziniert, dass er im sommer 1962 das Museum besuchte und sich den Zahn von Konservator dr. armin stroh zeigen ließ: „er [dr. stroh] musste ihn leider erst aus der Werkstatt holen, wo er präpariert werden soll. es handelt sich um einen Zahn von ungefähr 55 cm länge und 7 cm dicke. nach dem alter dieses Fundes befragt, gab der Konservator nur unverbindliche auskunft. er meinte hunderttausend Jahre, hielt aber zweihunderttausend Jahre auch nicht für falsch. Mit dem eindruck, dass dieser Zahn in der Werkstatt des Museums irgendwie in Vergessenheit geraten war, verließ der Besucher die ausstellungsräume.“ dass der Zahn wohl nach der Besichtigung des lehrers tatsächlich wieder in Vergessenheit geriet, legen jüngste nachforschungen nahe. alle Versuche, das Fundstück in den Beständen der regensburger Museen wieder aufzuspüren, schlugen fehl (ein herzlicher dank für die detektivarbeit geht an dieser stelle an dr. andreas Boos vom historischen Museum, an dr. Wouter Vahl vom naturkundemuseum sowie an Prof. dr. erhard strohm und dr. hansjörg Wunderer vom naturwissenschaftlichen Verein regensburg). die experten wiesen übrigens darauf hin, dass das alter des Mammutzahns weitaus jünger eingeschätzt werden müsse, als lehrer huber nach seinem Besuch bei armin stroh berichtete. die Knochen, die bis dato in unseren Breiten gefunden wurden, hätten ein alter von ca. 10.000 bis maximal 30.000 Jahren (dr. Wunderer). angesichts der angeblichen länge von 55cm sei es zudem unwahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um einen Backenzahn gehandelt habe (dr. Vahl). ob das objekt wirklich vielmehr ein stück eines Mammutstoßzahns war oder ob der lehrer sich bei der längenangabe vertan hat, bleibt spekulation, bis das Fußenberger Fundstück vielleicht eines Tages wiederauftaucht. Fundstücke aus dem Gemeindearchiv Ein Mammutzahn aus den Fußenberger Sandgruben? Nachbildung eines Mammuts, zu sehen im Dinosaurier Museum Altmühltal. Bilder oben: Bericht des Irlbacher Lehrers Huber über den Fußenberger Mammutzahn.
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