Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

Aus der gemeinde Ausgabe 09/2023 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach Kino gehört heute ganz selbstverständlich zum kulturellen Leben, auch wenn ihm diverse Streamingdienste immer stärker den rang ablaufen. Ob neuester Blockbuster aus Hollywood oder unabhängige Filmkunst – zahlreiche Kinos in regensburg und umgebung zeigen, was das Herz begehrt. und mithilfe moderner Verkehrsmittel ist ein Kinobesuch an einem Abend problemlos machbar. Doch wie verhielt es sich in jenen zeiten, als die meisten noch nicht über ein Auto verfügten und Busse gerade auf dem Land nur sporadisch verkehrten? zumindest für die nachkriegszeit lässt sich sagen, wie die Wenzenbacher in den Genuss eines Kinobesuchs kamen, ohne den weiten Weg in die Stadt auf sich nehmen zu müssen. Wie so oft, waren es auch hier zwei schlichte Blätter Papier, die sich als interessanter erwiesen, als sie auf den ersten Blick den Anschein machten. Es handelte sich um einen Schriftwechsel der Gemeinde mit dem der militärregierung unterstehenden Bavarian Film Bureau in münchen. Darin ging es um die Klärung der Frage, wer dazu berechtigt war, in Wenzenbach Filme vorzuführen. Wie sich herausstellte, durften dies zwei unternehmer: michael Wagner, der Inhaber der ratisbona-Filmschau, und ein gewisser Herr mang von den Lichtspielen Donaustauf. Letzterem wurde eine zusätzliche Genehmigung zur Abhaltung von Filmvorführungen erteilt, da Herr Wagner in der letzten zeit nur sehr selten nach Wenzenbach gekommen war. Die beiden Herren betrieben also sozusagen „mobile Kinos“ und kamen mit ihrem Filmwagen in kleinere Orte ohne eigenes Lichtspielhaus. Gezeigt wurden die Filme zum einen im tanzsaal im Obergeschoss des Gasthauses Schleinkofer an der Hauptstraße (das Gebäude ist inzwischen abgebrochen, heute steht dort die Sparkasse). zum anderen stand der Schulsaal im Schulhaus Wenzenbach zur Verfügung – allerdings nur zur Vorführung von Kultur- und unterrichtsfilmen. Aus dem Verwaltungsschriftgut geht leider nicht hervor, welche Filme den Wenzenbachern gezeigt wurden. Allerdings gab es den Filmwagen mindestens bis in die 1960er Jahre hinein. Dies belegt ein kleiner Vermerk in der Schulchronik des Irlbacher Schulleiters Iser, als eine heiß ersehnte Vorführung abgesagt werden musste: „Viele Kinder der Oberklasse freuten sich schon auf den Farbtonfilm am 15. Januar 1963 „Die großen Spiele“, der in Wenzenbach vorgeführt werden sollte. Aber die Freude war zu groß. Der strenge Winter ließ den Filmwagen nicht durch. Er blieb in den Schneemassen stecken und brachte uns dadurch um dieses große Ereignis der Olympiade 1962.“ Bilder links, oben: Schriftwechsel mit dem Bavarian Film Bureau, 1949. Fundstücke aus dem Gemeindearchiv Kino in der Nachkriegszeit Das Gasthaus Schleinkofer, dessen Tanzsaal regelmäßig in ein Kino verwandelt wurde. 19

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