Mitteilungsblatt der Gemeinde Wenzenbach

machte, entging er zweimal knapp der Verhaftung durch die gestapo. Als lehrer und Beamter konnte er sich dem Beitritt zur nsdAP nicht verweigern. Obwohl er nach Aussagen zahlreicher Wenzenbacherinnen und Wenzenbacher, darunter der Bürgermeister sowie Pfarrer Josef Brumbach (mit dem ihn eine enge Freundschaft verband), kein Anhänger des nationalsozialistischen gedankenguts war, nie aktiv Propaganda betrieb, sondern seine schulkinder „im alten geist“ unterrichtete und weiterhin guter Katholik blieb, erfasste ihn der strudel der ereignisse im Herbst 1944: Weil der damalige Ortsgruppenführer zum Kriegsdienst eingezogen wurde, trug man dem lehrer dessen kommissarische stellvertretung an. Rauchenecker versuchte sich dem zu entziehen. er verwies auf seinen wegen seiner gesundheitlichen Probleme erfolgten Aufenthalt in der nervenheilanstalt Karthaus-Prüll, von dem er erst kurz zuvor zurückgekehrt war. der stellvertretende Kreisleiter jedoch drohte ihm mit der Verhaftung und so nahm Rauchenecker den Posten notgedrungen an, zumal angeblich lediglich wenige organisatorische Aufgaben damit verbunden waren. nach Kriegsende wurde ihm dies zum Verhängnis: die Amerikaner nahmen ihn fest und brachten ihn im Mai 1945 ins internierungslager, zuerst nach darmstadt und später nach Moosburg. die Krankenakten, die ebenfalls im nachlass des lehrers zu finden sind, sowie Briefe seiner ehefrau, die verzweifelt um seine Freilassung kämpfte, zeigen deutlich, wie rasant sich sein gesundheitszustand in dieser Zeit verschlechterte. Anfang April 1947 wurde er endlich als haftunfähig entlassen, kam mit beidseitiger lungentuberkulose nach Hause und konnte nicht mehr arbeiten. 1948 versetzte man ihn in den vorzeitigen Ruhestand. 1956 schließlich entschloss sich das ehepaar, Wenzenbach zu verlassen und nach Weiden zu ziehen. dort starb Martin Rauchenecker im März 1958 nach schwerer Krankheit im Alter von nur 59 Jahren. geblieben ist sein nachlass, der die schicksalsschläge ebenso bezeugt wie die Tatsachen, dass der lehrer sich trotz allem stets seinen feinen sinn für Humor bewahrte, dass er ein kreativer Kopf mit dichterischer Ader und musikalischer Begabung war und dass er auch in der wohl schlimmsten Zeit seines lebens, während der internierung, nicht den Mut verlor. die „sammlung Rauchenecker“ liegt nun wohl verwahrt im gemeindearchiv, doch verborgen soll sie nicht bleiben – zu eindrucksvoll ist das ein oder andere „Fundstück“ darin, und diese werden in naher Zukunft auch hier in dieser Rubrik erwähnung finden. Und vielleicht gibt es in Wenzenbach auch noch ehemalige schulkinder, die ihren lehrer selbst nach so langer Zeit noch nicht vergessen haben. im gemeindearchiv würden wir uns freuen, wenn sie ihre erinnerungen mit uns teilen möchten. BildeR: geMeindeARcHiV, WenZenBAcH AuS der gemeinde Ausgabe 04/2023 Amtliches Mitteilungsblatt Wenzenbach 27 Martin Rauchenecker, 1950er Jahre Rauchenecker in der Volksbücherei, deren Leiter er war. Martin Rauchenecker im 1. Weltkrieg

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