Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

AuS der gemeinde 4 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 08/2024 Nach 45 Jahren Dienst als Fährmann auf der Mattinger Fähre ist Alois Eisvogel sen. seit Juli im wohlverdienten Ruhestand. Humorvoll erzählt er von den Ereignissen rund um die Mattinger Fähre: „Matting ist der schönste Ort Bayerns. Wir haben 320 Einwohner und 4 Vereine. Wenn es ein Fest gibt, gehen selbstverständlich alle hin. Fährmann bin ich seit 1965. Damals hatte Mattings Bürgermeister Wolf angeordnet, dass jeder Mattinger, der Felder, Wiesen oder Wald besitzt, einen Fährschein machen muss. So kam es, dass 14 Personen zum Fährmann ausgebildet wurden. Mit 22 Jahren war ich damals der Jüngste. Als Prüfungsfahrt habe ich die Frau Riepl mit der Zille übergesetzt, das war es schon. Der Prüfer vom Wasser- und Schifffahrtsamt stand derweil am Ufer. Bei jeder Überfahrt fuhr ein Anderer und so hatte man nach 1 Tag 14 Fährleute.“ Heute ist die Ausbildung weitaus spezieller, eine der Voraussetzungen ist eine sechsmonatige Zeit als Matrose und man muss nautische und technische Fertigkeiten vorweisen und eine Funkprüfung ablegen. „ Wir fuhren damals nach Erfahrungswerten. Bei niedrigem Pegelstand und Ostwind wird die Fahrt langsamer. Bis zur Walba können wir vom gegenüberliegenden Anleger schauen, da wissen wir genau, wie wir eine sichere Überfahrt gewährleisten können. Die Fähre wird in Fahrt immer quer zur Strömung gestellt. Stellen wir sie längs, können wir ein anderes Fahrzeug passieren lassen. Eine Überfahrt kann mal 5 oder auch 15 Minuten dauern. Jeder Fährmann ist mit einem Funkgerät ausgestattet, so können wir umgehend Hilfe anfordern. Die Feuerwehr Matting ist mit ihrem Boot in wenigen Minuten auf dem Wasser. Vor 1965 war der Fährmann selbstständig. Er musste 300 Mark abgeben und eine geringe Pacht an die Gemeinde zahlen, dennoch war es durch die Bahnverbindung eine sehr lukrative Arbeit. Die Mattinger waren von der Fähre abhängig, nur wenige besaßen ein Auto oder Motorradl. Sie mussten morgens und abends mit der Fähre zum Bahnhaltepunkt Matting übergesetzt werden, wenn sie zur Arbeit nach Regensburg oder Richtung Kehlheim fuhren. Spannend waren die Tage, an denen Eisschollen die Überfahrten mit der Fähre unmöglich machten und wir mit der Zille bei Eis und Nebel in Dunkelheit übergefahren sind, um die Mattinger abends auf ihrem Heimweg von der Arbeit heimzuholen. Ende der 60er Jahre waren wir nur mit einer Petroleumlampe ausgestattet, konnten nichts sehen. Einer von uns musste sich ans Ufer stellen und fortwährend pfeifen, um uns eine Orientierung zu geben. Das war echte Nachbarschaftshilfe.“ Ein wenig wehmütig schaut Alois Eisvogel in die Ferne. „Es waren schöne Jahre, zu 98 % positive Erinnerungen hab‘ ich, schlecht waren nur die Zeiten, an denen das Wasser zu hoch oder zu niedrig war. In diesen Sommertagen wie heute bei 35 Grad Hitze in der Sonne stehen, ist mittlerweile ein Martyrium für mich. Im Laufe der Jahre kannte ich fast jeden Fahrgast mit Namen. Man sieht ihnen an, ob sie in aller Ruhe übersetzen möchten oder einen Ratsch halten wollen. Nun bin ich daheim, sage morgens zu meiner Frau: heute müsste ich eigentlich überfahren. Aber dann fahre ich nun lieber mit dem Rad oder gehe mit dem Hund lange spazieren. Auf´s Bankerl setzen mag ich mich jetzt nicht mehr.“ Bericht und Foto: redaktion Fährmann Alois Eisvogel sen. im Ruhestand anzeige

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