17 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 12/2022 die historische seite Kelto-Romanen zurück und lebten mit den sich ansiedelnden germanischen Sippen weitgehend in friedlicher Nachbarschaft. So kam es auch zu engen Kontakten mit sprachlichem Austausch. Einige Forscher nehmen sogar an, dass die Baiern, die „Findelkinder der Völkerwanderung“, mehr romanische als germanische Wurzeln haben. In einigen Gegenden des damaligen Baiern wurde bis ins Hochmittelalter romanisch gesprochen. – Ostgermanische Gruppen, die sich in unserer Gegend im 6. Jahrhundert ansiedelten, waren die Ostgoten und Skiren. Auch aus deren Sprachen sind Begriffe in unserer Mundart aufgegangen: Dult (got. dulps = Fest); Maut, (got. mota = Zoll); Pfaff(e) (ursprünglich nicht abwertend; griech.- got. papas, papa); Irta, Iada, Irtag (Dienstag, got. Eritag, Areinstag; nach dem Priester Arius + 336); Pfinzta (Donnerstag, griech.-got. „pémptê hêméra“ = vom Sonntag aus gezählt der fünfte Tag der Woche); Pfoad (Hemd, got. paida = Rock). Als Französisch im 18. und 19. Jahrhundert die Sprache der Gebildeten und Gelehrten in Europa war, gingen viele französische Begriffe in die deutsche Sprache und auch in die bairische Mundart ein: Trottoir (Bürgersteig); Böfflamott (boeuf à la mode = Rinderschmorbraten); Portmonee (portemonnaie = Geldbörse); Potschamperl (pot de chambre = Nachttopf); Paraplü (parapluie = Regenschirm); Schäsn (chaise = zweisitzige Kutsche; „alte Schäsn“ = derb für alte Frau); Lackl (Mélac, brutaler franz. Feldherr im 17. Jh.; heute für grober, ungehobelter Mensch; Bagasch (bagage = Gepäck; heute für Gesindel, Pack) u.a.m. Die mittelbairische Sprachinsel Regensburg Bis ins 20. Jahrhundert galt Regensburg – genauer die ehemalige Reichsstadt, die sich über die heutige Altstadt erstreckte – als mittelbairische Sprachinsel, obwohl rund um sie nordbairisch bzw. nordmittelbairisch gesprochen wurde. Im 17. Jahrhundert hatte sich Regensburg sprachlich aus dem bairischen Umland völlig ausgeklinkt. Neben der Abschottung der Freien Reichsstadt (einem Stadtstaat also) vom konkurrierenden bairischen Umland seit dem 13. Jahrhundert dürfte vor allem die Reformation Ursache für diesen sprachlichen Eigenweg gewesen sein. 1542 war Regensburg eine evangelische Reichsstadt geworden. Ab 1561 setzte in der Habsburgermonarchie (Österreich) und im Fürsterzbistum Salzburg die Gegenreformation ein und vertrieb an die 100.000 Protestanten aus ihrer Heimat. Viele von ihnen fanden erste Zuflucht und Aufnahme in Regensburg. Deren Sprache ähnelte dem Niederbairischen, so dass sich im 17. Jahrhundert in Regensburg das Mittelbairische durchsetzte. Infolge der gestiegenen Mobilität der letzten Jahrzehnte fällt dieser Inselcharakter allerdings nicht mehr so stark auf, die mittelbairische Sprachinsel ist jetzt eher ein historisches Phänomen geworden. Aber noch vor 60 Jahren musste der Verfasser dieses Artikels als Gymnasiast – nur zehn Kilometer vom Elternhaus entfernt – erleben, dass er bei seinen Regensburger Klassenkameraden mit seinem angestammten nordmittelbairischen Dialekt („Schouh“ statt „Schuah“, „Bejchl“ statt „Biachl“) befremdete und aneckte. Bericht und graFik; ortSheimatPFLeger hanS weigert anzeige
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