Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

die historische seite 16 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 12/2022 Einer Umfrage zufolge spricht in Bayern noch jede/r zweite Einwohner/in Mundart. Lange wurde der Dialekt als nachteilig und hinterwäldlerisch angesehen, auch von einigen Sozialund Sprachwissenschaftlern. Da behauptete man, er kennzeichne die Sprache der ungebildeten Schichten (ohne zu registrieren, dass auch wertvolle Literatur in Mundart verfasst worden ist). Oder Eltern und Lehrer/innen meinten, ein mundartsprechendes Kind könnte in der Schule benachteiligt sein. Wir wissen aber heute, dass sich zweisprachige Erziehung (also auch Hochdeutsch und Mundart) positiv auf die kognitive Entwicklung auswirken kann. Zudem ist für viele in Bayern die Mundart ein Lebensgefühl des Dazugehörens, das man nicht missen möchte. „Der Dialekt ist wichtig für die Identität der Menschen, er ist ein Stück Heimat im besten Sinn.“ (L. Zehetner) Seit einigen Jahren engagieren sich daher Politiker, Medien und Schulen vermehrt um die Erhaltung der Mundart als Beitrag zum immateriellen Kulturerbe. Der Dialekt wird nicht aussterben, aber er wird sich verändern wie jede andere Sprache auch. Bayerisch oder bairisch – Mundarten in Bayern Seit König Ludwig I. in seiner Begeisterung für alles Griechische 1825 sein Land mit dem griechischen Buchstaben y versah, unterscheiden wir heute zwischen „bayerisch“ und „bairisch“. „Bayern“ umreißt das politische Territorium des Freistaats mit den sieben Regierungsbezirken. Mit „bairisch“ wird die Mundart gekennzeichnet, die in den drei Regierungsbezirken Altbayerns (Ober- und Niederbayern, Oberpfalz), in Österreich sowie Südtirol gesprochen wird. In Franken wird fränkisch (ostfränkisch, im westlichen Unterfranken rheinfränkisch) gebabbelt, in Schwaben wird schwäbisch (ostschwäbisch, niederalemannisch) geschwätzt. Das Bairische selbst teilt sich auf in Mittelbairisch, Nordbairisch und Südbairisch. Mittelbairisch (auch Donaubairisch genannt) wird in Ober- und Niederbayern sowie im größten Teil Österreichs gesprochen. Davon rührt auch die Bezeichnung „bairisch-österreichisch“ her. Ein Merkmal ist etwa die Vokalisation des „l“ zu einem „i“: „viel“ heißt im Mittelbairischen „vui“, während man nördlich davon „vüll“ sagt. Auf noch feinere Nuancierungen wird hier verzichtet. Das Nordbairische umfasst die mittlere und nördliche Oberpfalz, bis 1945/46 auch noch das Egerland. Diese Mundart zeichnet sich vor allem durch die „gestürzten Diphthonge“ (Doppellaute) aus: „Bou“ statt „Bua“, „Brejf“ statt „Briaf“, „Luach“ statt „Looch“ usw. Südbairisch sprechen die Werdenfelser, die Tiroler und die Kärntner. Nordmittelbairisch In der südöstlichen Oberpfalz und im nördlichen Niederbayern ist die angestammte Mundart das Nordmittelbairisch. Diese Sprachlandschaft erinnert an einen Fächer mit den ungefähren Eckpunkten Neustadt/Donau imWesten, Zwiesel im Osten und Schönsee im Nordosten. Die Gemeinde Pentling befindet sich in diesem Übergangsbereich zwischen demMittelbairischen und dem klassischen Nordbairischen. Kurz gesagt: Noch nicht richtig nordbairisch, aber auch nicht mehr recht mittelbairisch. Ein Beispiel: „schießen“ lautet auf mittelbairisch „schiaßn“, auf nordbairisch „schöjßn“ und auf nordmittelbairisch „schuißn“. Es sprechen allerdings nur noch die älteren, eingesessenen Bewohner der Gemeinde diesen Dialekt. Oft kann man auch gleichermaßen mittel- wie nordbairische Aussprachen hören. Infolge der Zuzüge und der allgemeinen Mobilität setzt sich in unseren Dörfern aber immer mehr das Mittelbairische (ganz genau das Westmittelbairische) bzw. eine landschaftsgefärbte Hochsprache („Bairisches Deutsch“) als die vermeintlich „feinere Sprache“ durch. Einflüsse aus anderen Sprachen Seit der sogenannten Völkerwanderung hat das Bairische im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte auch viele Wörter aus anderen Sprachen aufgenommen. Nehmen wir als Beispiel folgenden Satz: „Zur Brotzeit iß i am liabstn an Radi, a Brezn mit Buda, a Semmel mit an Kaas und trink anWei(n) aus’mKella.“ Hier allein sind sechs lateinische bzw. romanische Wörter sowie ein griechisches verborgen: Radi (Rettich), vom lat. radix =Wurzel. – Breze, Brezel, vom spätlat. bzw. ital. bracelli = verschränkte (Kinder-)Arme. – Butter, vom griech. bútyron = „Kuhkäse“. – Semmel, vom lat. simila = feinstes Weizenmehl. – Kaas (Käse), vom lat. caseus. – Wein, vom lat. vinum. – Kella (Keller), vom lat. cella. – Ein halbes Jahrtausend herrschten die Römer über das Alpenvorland. Nach dem Abzug der Soldaten und Beamten (ca. 488 n.Ch.), blieben viele Die Mundart in der Gemeinde Pentling anzeige

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