die histoRische seite 14 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 11/2022 In einer Muschelnische sehen wir eine spätgotische Maria auf der Mondsichel stehend, auf dem linken Arm das Jesuskind, in der rechten Hand einen Apfel haltend – ein Bezug zur „apokalyptischen Frau“ in der Geheimen Offenbarung (12, 1 – 5). Schon in vorchristlicher Zeit galt die Mondsichel als Zeichen weiblicher, vor allem jungfräulicher Gottheiten. Die vermehrte Marienverehrung der Gotik setzte die in der Apokalypse/Offenbarung erwähnte Frau mit Maria gleich. Die Mondsichel zeigt im Inneren ein freudloses Gesicht, das den alten Adam darstellen soll. Das bedeutet: Maria hat mit Jesu Geburt die Sünde, die durch Adam in die Welt gekommen ist, überwunden. Die Graßlfinger Mondsichelmadonna hat jedoch keinen Strahlenkranz mit zwölf Sternen (wie in der Offenbarung geschildert), sondern trägt die Lilienkrone der Himmelskönigin. Auch der Apfel spielt auf die Ursünde im Paradies an: Eva hatte mit der Frucht vom Baum der Erkenntnis (lat. „malum“/„malus“ bedeutet sowohl „böse“ als auch „Apfel“) die Sünde über die Menschheit gebracht. Maria ist die „neue Eva“, die durch die Geburt Jesu, des „neuen Adam“, die Sünde überwunden hat. Der Apfel ist jetzt Symbol der Gnade und des Lebens. St. Nikolaus Die spätgotische Statue des Kirchenpatrons St. Nikolaus steht abseits, auf einer Durchgangsbrücke links vom Hauptaltar; mit Mitra und Bischofsstab; in der Linken hält er ein offenes Buch mit drei goldenen Kugeln. Das erinnert an die Legende von den drei armen Jungfrauen, denen Nikolaus jeweils einen goldenen Apfel schenkte, so dass sie sich eine Aussteuer leisten und heiraten konnten. Das Buch symbolisiert Weisheit und Wissen. Es ist das Buch des Lebens („Buch mit sieben Siegeln“ Offb 5,1) und steht für geheimes Wissen. – Nikolaus lebte und wirkte als Bischof im 4. Jahrhundert in Myra (heute Demre südwestlich von Antalya, Türkei). Über die historische Figur gibt es kaum gesicherte Fakten, dafür zahlreiche Legenden, in die sich auch Begebenheiten aus dem Leben eines Bischofs mit gleichem Namen mischen, der etwa 200 Jahre später lebte. Wahrscheinlich hat er 325 am ersten ökumenischen Konzil in Nicäa teilgenommen. 1087 raubten italienische Seeleute die Gebeine des Heiligen in Myra und brachten sie nach Bari in Unteritalien, wo sie heute in der Basilika San Nicola verehrt werden. – Nikolaus ist Nothelfer für alle möglichen Lebenslagen. In unserem Fall dürfte er als Schutzpatron der Reisenden und Pilger gelten. An den Ausfallstraßen von Regensburg finden sich daher in alle Himmelsrichtungen entsprechend Nikolauskirchen, so auch nach Süden entlang der alten Römerstraße in Graßlfing, Bad Abbach und Alkofen. St. Wolfgang Auf der anderen Seite rechts vom Hauptaltar sehen wir Bischof Wolfgang von Regensburg (spätes 15. Jahrhundert), ebenfalls mit Mitra und Hirtenstab sowie dem eintürmigen Kirchenmodell in der Rechten. Letzteres bezieht sich auf den Bau einer kleinen Kirche am Falkenstein bei St. Wolfgang am See; laut Legende habe der Heilige mit einem weiten Beilwurf anzeige anzeige
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