Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

27 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 09/2022 Aus der gemeinde Still und bescheiden lebte Anna Riepl, geb. Rösch, ihr Leben. Sie verstarb am 1. August im Alter von 95 Jahren und hat ihre letzte Ruhe im Friedhof an der Pfarrkirche St. Wolfgang unweit der Anlagestelle gefunden. Sie war bekannt als die Fährfrau von Matting und wird sehr vielen Menschen immer in guter Erinnerung bleiben. Frau Riepl wurde am 26. November 1926 als Tochter eines Landwirts in Matting geboren. Ihre beiden Brüder verlor sie im Krieg und deshalb musste sie den elterlichen Hof übernehmen. Im April 1949 heiratete sie den Nachbarssohn Ludwig Riepl. Aus der Ehe gingen die Kinder Rosa, Ludwig, Xaver, Walter, Gottfried hervor. Viel zu früh verstarb ihr Mann nach langer Krankheit am 5. Oktober 1981. Frau Riepl erinnerte sich gern an die alten Zeiten, als sie von 1983 bis 1998 auf der Donau mit der Gierseilfähre (angetrieben nur mit Wasserkraft) regelmäßig übergesetzt hatte. Sie wusste dazu so manche kuriose Geschichte zu erzählen. Das Fernsehen war da und stellte sie bundesweit vor. Die Dichterin Margarete Müller-Henning widmete ihr die mit den Zeilen „Die Fährfrau“ ein weiteres bleibendes Andenken (2. Vers) … Sie steht am Ruder und das Wasser reißt, zieht in die Mitte des Stromes. Das Seil ist glatt, die Welle eilt „Hol über“… Das Riepl-Haus Im Buch „Eine Geschichte Deutschlands in 100 Bauwerken“ ist die Geschichte des Steinhauses der Familie Riepl niedergeschrieben. Erfahrene Hausforscher wie Prof. Dr. Torsten Gebhard und Dr. Konrad Bedal wurden 1995 auf die bemerkenswert frühen Zeugnisse des ländlich-bäuerlichen Steinbaus aufmerksam, die es vor allem im oberpfälzischen Altmühlraum gebe. In Matting ist eine stattliche Anzahl von Bruchsteinbauten des 15. – 17. Jahrhunderts bekannt geworden. Das war die Grundlage für die früher schon begonnene Dokumentationsarbeit der Brüder Wolfgang und Walter Kirchner werden. Das Haus von Anna Riepl, Wolfgangstraße 9, war um 1350 erbaut und im Inneren mit Malereinen von 1560 ausgeschmückt worden. In einer beispiellosen Aktion wurde dieses Haus mit einer Grundfläche von 10 x 10 Metern ohne Stallanbau in das fränkische Freilandmuseum Bad Windsheim transloziert. Abgebaut wurde es 1990/91 und in 25 Teile mit je einem Gewicht von 10 Tonnen verpackt und so in aller Gänze von der Oberpfalz nach Mittelfranken versetzt. Der originalgetreue Wiederaufbau fand von 1993 – 1996 an einem kleinen Wasserlauf hinter hohen Bäumen auf demGelände des Freilichtmuseums statt - unweit von Weinreben, die auf den einstigen Weinbau in Matting hinweisen sollen. Mit größter Vorsicht wurden vor allem die Fresken restauriert. Die Wände sowie Fensterwandungen im Obergeschoss sind mit naiven Malereien versehen. Sie zeigen Bäume, Ranken und Vögel. Angedeutete Säulen und eingesperrtes Federvieh (Hühner). Weiter Menschen in der damals typischen Kleidung (kurze gepluderte Hose und tailliertes Oberteil, Beinkleidern und dunklen Schuhen) einem Degen mit verziertem Griff. Über eine Stange hingen Würste. Vermutlich ist hier eine Maus, die sich an diesen gütlich tun will. Zu erahnen ist als weiteres Tier mit Schweif (Katze). Wahrscheinlich war es die Gute oder eine Schankstube, wie sie noch imMattinger Zunftstüberl (Wandmalereien um 1620) erhalten ist. Den auch an einer weiteren Außenwand sind kleinere gemalte Teile freigelegt. Die Innenwände sind aus Holz und überputzt. Auch im Erdgeschoss (Eingangsbereich) ist unter mehrlagigem Putz Farbe zu erkennen. Sie sind noch älter als die im Mattinger Zunftstüberl (1680). Letztere zeigen eine mittelalterliche Ansicht Regensburgs und Zunftmitglieder in ihren Trachten. Das Riepl-Haus ist ein Schmuckstück im Bad Windsheimer Museum und bleibt der Nachwelt in seiner ganzen Pracht erhalten. Bemerkenswert ist noch, dass unter diesem Anwesen bei Ausgrabungen Holzpfosten aus dem Jahre 1283 gefunden worden sind. Es handelt sich um die Überreste eines Winzerhauses, das an dieser Stelle schon vor dem Riepl-Haus gestanden hatte. Es ist im Buch von Dr. Otto Andreas Weber als Gartenfeldhaus erwähnt. Bericht und Fotos: JoseF eder Zur Erinnerung an die Mattinger Fährfrau Anna Riepl

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