Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

29 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 08/2022 die historische seite 2031 werden Hohen- und Niedergebraching ihre 1000-Jahrfeier begehen können. Denn 1031 wird „Ad Gebrichinga“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. [In einer historischen Abhandlung aus dem 19. Jahrhundert (Bavaria, Band III. S. 402) wird zwar von einer Nennung des Ortes „Gebrichingen“ bereits im Jahre 864 gesprochen, leider jedoch quellenmäßig nicht belegt.] Wir können immerhin von einer deutlich früheren Besiedelung des Raumes ausgehen. Da gibt es Funde aus der Jungsteinzeit (sog. „Rössener Keramik“, ca. 4600 v.Ch.), da finden wir aus der Bronzezeit (ca. 1500 v.Ch.) 41 Grabhügel in der Waldung Argle (im Volksmund „Keltengrab“). Ob die Hohengebrachinger Höhe (432 m NN) schon zur Kelten- und Römerzeit ein kultischer Ort war, ist zwar naheliegend, kann aber nicht belegt werden. Auch für eine „villa rustica“ (römischer Gutshof) oder einen vermuteten römischen Wachturm in Hohengebraching bzw. auf dem Dürrbuckl (448 m NN) oder Kühberg (450 m NN) gibt es keine archäologischen Befunde. Jedenfalls kann auf einen römischen Grabstein für einen Claudius Modestinus verwiesen werden (jetzt im Historischen Museum Regensburg). Auch die Flurbezeichnung „Argle“ hat ihren Ursprung im Lateinischen (= Lehmberg, Degelberg). Der Historiker Georg Völkl nimmt an, dass die Besitzungen der Römer in Hohengebraching nach deren Abzug in das Eigentum des ersten bayerischen Herrschergeschlechts der Agilolfinger (ca. 550 – 788) übergegangen seien. Der Ortsname „Gebraching“ verweist in die Zeit der bairischen Stammesbildung ab dem 6. Jahrhundert und beruft sich auf einen Stammesführer namens „Geberich“ (= der Gabenreiche). In der erwähnten Urkunde von 1031 finden wir eine Auflistung des Abtes Burchard von St. Emmeram über die Einkünfte aus auswärtigen Gütern. Zum Kloster gehörten damals zu Gebraching Bauernhöfe und 40 Joch (Ein Joch ist die Fläche, die von einem Ochsengespann an einem Tag gepflügt werden kann, also ca. ein Tagwerk, ca.3400 qm.). Eine Besonderheit: Die „Gewekina“ mussten an das Kloster zwei Krüge (coppos) mit Vermiculi („Würmchen“) abliefern. Wahrscheinlich handelt es sich um Larven der Karminschildlaus (Kermeslaus), aus denen dann ein roter Farbstoff (Karmin) zum Einfärben liturgischer Kleidung gewonnen werden konnte. Die Ur-Höfe in Niedergebraching Die Hofstellen der Bauern wurden in früheren Jahrhunderten nach ihrer Größe bzw. Steuerkraft eingeteilt. Ein „Meier“ (Maier, Mayer, Meyer…; vom lat. major = der Größere) oder „Bauer“ hatte einen ganzen Hof („Meierhof“) mit 100 und mehr Tagwerk. Der „Huber“ („Hueber“) oder „Halbbauer“ bewirtschaftete einen halben Hof („Huberhof“, „Hube“, etwa 50 bis 80 Tagwerk). Der „Lehner“ („Lechner“) hatte einen Viertelhof („Lehnerhof“) um die 20 Tagwerk; Kleinbauern mit wenig Grund (Achtel- und Sechzehntelgüter) waren die „Gütler“ und „Söldner“ (weil diese sich noch Sold, Geld also, zum Lebensunterhalt dazuverdienen mussten). Die „Häusler“ hatten keinen oder nur ganz wenig Grund. Zu den Ur-Meierhöfen in Niedergebraching dürften die früheren Hausnummern 9, 16, 17, 19 und 20 gehört haben (Völkl, S. 97). In Hohengebraching stand als religiöser Mittelpunkt die Kirche. Nr. 9 (jetzt Geberichstraße 40); erstmals ca. 1190 erwähnt, als Engelschalk von Peising dem Kloster Rohr den Hof verkaufte. 1248 gibt das Kloster den Hof an Albert von Schierling und seinem Sohn Wolfgang zu Leibrecht. 1580 Hanns Scheid vomHof; 1760 MartinWeigl (Schmidthof); heute befindet sich an der Hofstelle die Rennsporttechnik Christian Allkofer. Nr. 16 (jetzt Hartweg 1); 1580 wird Hanns Kandler erwähnt; 1760 Jacob Kandler auf der Hagenhueb; heute: Josef Hofmeister. Nr. 17 (jetzt Hartweg 3); 1580 hören wir von einem Bertl Peckh; 1760 Georg Piersackh auf demMeindelhof; heute Fam. Franz Prößl. Nr. 19 (jetzt Geberichstraße 65); 1580 Georg Peckh; 1760 Balthasar Manglkammer (Pöckhenhof); heute Stefan Rieger. Nr. 20 (jetzt Geberichstraße 67); 1580 Hanns Peckh; 1760 Balthasar Kandler auf dem Pückhlgut; heute Josef Prößl jun. Weitere Niedergebrachinger Höfe im Urkataster von 1580 Im Urkataster (erstes Verzeichnis von Grundstücken) von 1580 werden 21 Anwesen aufgeführt; von diesen bestehen neben den vorhin genannten bis heute: Nr. 1 (jetzt Geberichstraße 48); 1580 Hanns Mayr von Hof; 1760 Veith Völckhl (Mayr Gut); heute Alfred Perzl [die Hausnummer 2 ist 1869 erloschen (geht in HN 1 auf)]. Nr. 3 (jetzt Geberichstraße 46); 1580 Stefan Traupeckh; 1760 Lorenz Perzl, Wirtsgut; 1861 tauschen Xaver und Katharina Perzl den Hof gegen die Nr. 1 ein; heute Fam. Kellner. Nr. 4 jetzt (Geberichstraße 44); 1580 Hanns Ertl; 1760 Barthlmer Treuttinger aufm Ertl Gütl; heute Familie Wittmann. Nr. 6 (jetzt Geberichstraße 42); 1580 Vinzenz Hagmayr; 1760 Veit Kürchenpaur aufm Bärtl Gütl; heute Familie Köstlmeier [die Hausnummer 5 ist 1886 erloschen (geht in HN 6 auf)]. Nr. 8 (jetzt Auweg 2); 1580 Georg Peckh von der Sölden; 1760 Jacob Holbl auf der Pöckhensölde; heute Maria Köstlmeier und Martin Demel. Nr. 11 (jetzt Moosweg 1), 1580 Hanns Hoffmaister; 1760 Georg Paur auf dem Brueder Gütl; heute Alois Rieger (Hausname Done Bauer). » Die ersten Höfe in Hohen- und Niedergebraching Niedergebraching im 19. Jh.

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