13 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 07/2022 die histOrische seite Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. In einem gesungenen Oberpfälzer Zwiefachen fährt ein Bauer ins Weinland und kauft „Wein von allerhand Art: an söißn und an sauern, den trinkn aa de Bauern, an routn und an weißn, zom Zuzln und zom Beißn …“ So gab es auch beimWein aus unserer Gegend einerseits begeisterte Zustimmung (sogar bei Kaisern und Kurfürsten), andererseits schroffe Ablehnung; wobei man auch bedenken muss, dass die Qualität sehr stark von den jährlich schwankenden Witterungsverhältnissen abhing. Als 1637 Ferdinand III. in Regensburg zum Römischen Kaiser gekrönt wurde, sprudelte auf dem Rathausplatz der Donauwein aus einem Brunnen. Hingegen lästerte der kurfürstlich bayerische Staatskanzler Wiguläus von Kreittmayr (1705 – 1790): „O glückliches Land, wo der Essig, welcher anderswo mit großer Mühe bereitet werden muss, von selbst wächst.“ Da hört man auch vom „Dreimännerwein“ (ein Mann hält einen zweiten Mann fest und der dritte flößt diesemmit Gewalt das minderwertige Getränk ein). Oder die Legende, dass bei beständigen Bauwerken wie etwa der Steinernen Brücke der Mörtel mit sauremWein angerührt wurde, damit er besser zusammenzog. Während des gesamten Mittelalters war jedenfalls in Altbayern der Wein das Hauptgetränk. Bier wurde mehr in Klöstern konsumiert, um die langen Fastenwochen besser zu überstehen. Die weltliche Brauwirtschaft spielte vor allem in Norddeutschland, Skandinavien und England eine Rolle. Es gab aber auch – insbesondere in der Oberpfalz – die Haus- und Kommunalbrauereien („Zoiglwirtschaften“). Durch das bayerische Reinheitsgebot von 1516 gewann das Bier mit der verpflichtenden Zugabe von Hopfen deutlich an Qualität und wurde nach und nach demWein eine ernstzunehmende Konkurrenz. – Möglicherweise spielte auch die „Kleine Eiszeit“ (klimatische Veränderungen vor allem im 16. und 17. Jahrhundert mit nassen Sommern, extrem kalten Wintern, Stürmen und Überschwemmungen) eine Rolle, dass der Weinbau in Altbayern immer mehr zurückging. Mit Sicherheit waren der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) und die Pestepidemien 1633/34 und 1713/14 mit gewaltigen Verwüstungen und Dezimierung der Bevölkerung um gut ein Drittel verantwortlich für den radikalen Rückgang des Weinbaus in Altbayern. Von den ehemaligen Weinbergen der Regensburger Gegend liegen heute rund 90 Prozent brach. Im östlichen Landkreis Regensburg (Bach, Kruckenberg) bestand jedoch über die Jahrhunderte der Weinbau an der Donau unverändert fort. Seit einigen Jahrzehnten findet erfreulicherweise eine Wiederbelebung des Donauweins statt. Auch nach Pentling ist der Weinbau zurückgekehrt. Am Urlberg (Reiterweg) wird seit 1981 in zwei Gärten Wein an- und ausgebaut. Die Weinberge um Regensburg (insbesondere ab Winzer donauabwärts) zählen zum „kleinsten Weinbaugebiet Deutschlands“. Der vorzügliche Tropfen wird als „Regensburger Landwein“ bezeichnet. In Bach an der Donau dokumentiert das Baierwein-Museum mit Lehrpfad die Weinkultur in Altbayern von den römischen Anfängen bis heute. Familiennamen wie „Wein“, „Weinzierl“, „Weinberger“, „Weingärtner“ u.a. sowie „Bergmeister“ (der oberste Winzer, der die Aufsicht und Verantwortung über den Weinberg innehatte) zeugen vom Weinbau an der Donau. hans weiGeRt, oRtsheimatPFleGeR Zum Weiterlesen: Häußler, Th: (2001): Der Baierwein. Weinbau und Weinkultur in Altbayern. Amberg: Buch- und Kunstverlag Häußler, Th. (2008): Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute. Norderstedt: Books on Demand Hinz Margit & Hinz Hartmut (2001): 1100 Jahre Matting. Gemeinde Pentling Weber, A. O. (1993): Matting – ein Winzerdorf im Mittelalter. Magisterarbeit, Universität München (Typoskript)
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