die historische seite 8 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 03/2022 deutet man auf D(IS) M(ANIBUS) CL. (MODE)STINUS [= den göttlichen Totengeistern geweiht: Claudius Modestinus]. Von der dann folgenden Widmungsinschrift ist nur der Anfang erhalten: COC. TIT [= Cocceius Titianus]. Claudius Modestinus dürfte der Verstorbene sein, Cocceius Titianus ein Verwandter, Erbe oder Nachfolger. – Das Grabmal stammt wahrscheinlich aus einem nahegelegenen Gräberfeld, das zu einem römischen Gutshof gehörte. Für Hohengebraching selbst gibt es keine archäologischen Hinweise auf eine „villa rustica“ (= Gutshof), wohl aber nördlich und östlich davon für etwa zehn an der Zahl, meist entlang der Bäche (Augraben, Aubach, Islinger Mühlbach), z.B. zwischen Posthof und Augraben, bei Neudorf, in Leoprechting oder beim Artmannhof. Römische Bestattungssitten In römischer Zeit war die Lebenserwartung mit ungefähr 30 Jahren relativ gering. Die Sterblichkeit bei Kindern war sehr hoch, ebenso bei Frauen wegen häufiger Komplikationen bei Schwangerschaft, Geburt und Kindbett. Wer das 60. Jahr erlebte, galt schon als sehr alt. – Die Grabstellen befanden sich außerhalb der Ortschaften und Gehöfte entlang viel befahrener Straßen und somit für jeden sichtbar. In den ersten zwei Jahrhunderten n.Ch. waren Feuerbestattungen in Urnen aus grauschwarz gebranntem Ton üblich, dann setzten sich allmählich – vielleicht auch durch den Einfluss des christlichen Auferstehungsglaubens – die Körperbestattungen durch. Die Grabsteine waren ursprünglich sehr bunt bemalt und die eingemeißelten Inschriften farbig nachgezogen. Die Römer glaubten, dass die Toten die Geschicke der Lebenden beeinflussen können; daher wollten sie stets in Ehrfurcht der verstorbenen Ahnen gedenken. Die Entschlafenen erhielten als Grabbeigaben kostbare Gläser, Schmuck, Schalen, Vasen, Parfümfläschchen, Öllampen, Spielsachen für Kinder, Geschirr für Speis‘ und Trank – alles, um ihnen das Leben im Jenseits zu erleichtern. Nach griechisch-römischem Glauben trennt der Totenfluss Styx die Obervon der Unterwelt. Damit die Verstorbenen den Fährmann Charon, der sie über den Fluss bringen sollte, entlohnen konnten, wurde ihnen unter der Zunge eine Münze (Obolus) mitgegeben. Opferaltar von Oberirading In einem aufgelassenen Römersteinbruch imWald bei Oberirading fand man 1860 einen nicht ganz fertiggestellten, unbeschrifteten römischen Altarstein (jetzt Historisches Museum Regensburg). Er dürfte aus dem 3. Jahrhundert n.Ch. stammen. Der bearbeitete Kalkstein ist 112 cm hoch, 51 cm breit und 36 cm tief. Der Altar hat eine profilierte Deckplatte mit kreisförmig eingerollten Seiten („Volutenpolster – pulvinus“) im ionischen Stil mit Rosetten, dazwischen einen gekappten gerahmten Giebel ebenfalls mit einer Rosette. Wahrscheinlich war er als Hausaltar gedacht. Dass er nicht mehr fertiggestellt anzeige
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