Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

38 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 10/2021 Aus dem lAndkreis Über 60.000 Menschen erleiden deutschlandweit jährlich einen präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand. In diesemNot- fall entscheidet schnelles und besonnenes Handeln über Leben oder Tod. Die Mobile Retter-App unterstützt dabei, indem sie qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Notfallortes alarmiert. Das Projekt „Mobile Retter Regensburg“ ist eine Kooperation des Universitätsklinikums Regensburg mit der Integrierten Leitstelle und dem Zweckverband für Rettungs- dienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) in Zu- sammenarbeit mit den Regensburger Kliniken. Die lebensrettende Bedeutung dieses Projekts unter der Träger- schaft des ZRF betonte Landrätin Tanja Schweiger im Rah- men einer Pressekonferenz mit den Beteiligten am Donnerstag, 2. September, im Landratsamt. Unerwartet sackt an der Bushaltestelle eine Person zusam- men: Herz-Kreislauf-Stillstand. Das Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Die umstehenden Menschen sind sich unsicher, wie sie handeln sollen. Dabei ist es wichtig, schnellstmöglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu begin- nen. In nur 40 Prozent der Fälle wird vor Eintreffen des Ret- tungsdienstes mit einer Herz-Druck-Massage begonnen. Hier kann die Mobile Retter-App zum lebensrettenden Instrument werden. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach. „Sobald der Notruf in der integrierten Leitstelle Regensburg eingeht, wird parallel zum Rettungsdienst das Mobile Retter-System aktiviert. Über die ‚Mobile Retter-App‘ werden dann qualifizierte Ersthelfer in der Nähe des Einsatzortes lokalisiert und über den Notfall informiert. Ist zufällig ein ‚Mobiler Retter‘ in der Nähe, wird dieser zum Einsatzort gelotst und kann mit Wiederbelebungs- maßnahmen beginnen und die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken“, erklärt PD Dr. Carsten Jung- bauer, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR sowie einer der Initiatoren der Retter-App für Stadt und Landkreis Regensburg. „Das Projekt soll das bestehende System aus Rettungsdienst und First Respondern nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergän- zen und das Überleben bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand verbessern. Dies versuchen wir in der begleitenden REAP-Stu- die auch wissenschaftlich nachzuweisen“, erklärt Dr. Julian Hupf, Oberarzt der Interdisziplinären Notaufnahme des UKR. Derzeit sind seiner Auskunft nach bereits 359 Ersthelfer re- gistriert: „Unser Ziel liegt bei 1.000 Leuten in Stadt und Land- kreis, denn nur so entsteht ein enges Netz an Helfern.“ Das Prinzip der Retter-App selbst ist indes nicht neu und hat sich in anderen Städten und Gemeinden in Deutschland be- währt. Der Einsatz in der Region ist jedoch eine Premiere. Die App ist ein gemeinsames Kooperationsprojekt des Univer- sitätsklinikums Regensburg, des Zweckverbandes für Ret- tungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg (ZRF) und der Integrierten Leitstelle. Landrätin Tanja Schweiger, die Vorsitzende des ZRF, betont: „Im Notfall zählt jede Minute. Mit Hilfe der Mobilen Retter-App kann ein gut ausgebildeter Ersthelfer die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken und somit maßgeblich zum Überleben des Be- troffenen beitragen.“ Um möglichst vielen Menschen im Notfall helfen zu können, muss ein möglichst engmaschig gestricktes Netz an Ersthel- fern geschaffen werden. „Es ist beruhigend zu wissen, dass im Notfall Menschen ehrenamtlich in Stadt und Landkreis unter- wegs sind, die ohne zu zögern Erste Hilfe leisten. Darum möchte ich auch die Gelegenheit nutzen und potentielle Erst- helfer dazu animieren, sich in der Mobilen Retter-App zu re- gistrieren, ummöglichst viele Menschen zu retten“, appelliert Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarz- fischer. Derzeit sind mehr als 360 Ersthelfer registriert und auch der erste lebensrettende Einsatz wurde bereits erfolg- reich absolviert. Ein guter Start, den es nun durch die Akquise von weiteren Lebensrettern auszubauen gilt. Wissenschaftliche Begleitung durch REAP-Studie Mit der Regensburger Reanimations-App-Studie, kurz REAP- Studie, wird das Projekt der Mobilen Retter Regensburg wis- senschaftlich begleitet. Ziel ist es, einen Wirksamkeits- nachweis für Smartphone-basierte Ersthelfersysteme zu er- bringen. Dazu werden über den Verlauf von zwei Jahren alle reanimierten Patienten in Stadt und Landkreis Regensburg erfasst und hinsichtlich Überleben und neurologischer Folge- schäden nachverfolgt. Die Studie wird durch die Deutsche Herzstiftung gefördert. Mehr Informationen zur Mobilen Ret- ter-App unter: www.mobile-retter-regensburg.de . Dort finden Interessierte auch Hinweise zu den Anmelde-Bedingungen und die Unterlagen zur Registrierung. Mobile Retter-App kann wichtige Minuten bei Herz-Kreislauf-Stillstand bringen Bei der Vorstellung des Projekts „Mobile Retter Regensburg“: 1 Reihe, v.l.: Prof. Dr. Lars Maier (UKR, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II), Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, PD Dr. Carsten Jungbauer (UKR, Oberarzt Klinik und Poliklinik Innere Medizin II), Dr. Julian Hupf (UKR, Oberarzt Interdisziplinäre Notaufnahme), Landrätin Tanja Schweiger; 2. Reihe: Ersthelfer Michael Schick, Dr. Dierk Endemann (Chefarzt an der Klinik für In- nere Medizin Caritas-Krankenhaus St. Josef Regensburg), Dr. Felix Rockmann (Krankenhaus Barmherzige Brüder Regens- burg, Chefarzt des Notfallzentrums); 3. Reihe: Martin Hartl (Leitstellenleiter, Amt für Brand- und Katastrophenschutz / Integrierte Leitstelle), Korbinian Oswald (Johanniter), Chris- topher Cyrus (Malteser Hilfsdienst) und Tim Christen (RKT). FoTo: BeaTe Geier

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