Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

31 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 12/2020 die historische seite den auch Handwerker, Spielzeugmacher und Zuckerbäcker zu diesen Märkten zugelassen. 1628 hören wir erstmals vom „Kindles-Marck“ in Nürnberg, 1791 vom Christkindlmarkt in Regensburg. In Deutschland soll es inzwischen an die 3000 Weihnachtsmärkte geben, zwei davon auch in unserer Ge- meinde. WEIHNACHTEN Das bairische Wort „Weih“ bedeutet „heilig“; „Weihnacht“ ist also die „Heilige Nacht“. Das Fest dauert nach katholischer Zählweise seit seiner Festlegung 354 n.Chr. von der ersten Vesper („Christvesper“, Gottesdienst am frühen Abend) des 24. Dezember bis zum Sonntag nach Dreikönig (Taufe Jesu); vor der Liturgiereform 1970 sogar bis Mariä Lichtmess (2. Februar). Bis zu diesem Tag bleiben auch heute noch in manchen Kirchen und Familien die Christbäume und Krippen aufgestellt. In der evangelischen Kirche endet Weih- nachten mit „Epiphanias“ (Erscheinung des Herrn, 6. Januar). Christkind. Im Mittelalter wurden die Kinder nur am 6. De- zember (nicht an Weihnachten) vom Heiligen Nikolaus be- schenkt. Die Reformation lehnte die katholische Heiligenverehrung ab. Die Protestanten verlegten daher den Tag der Bescherung auf den 24. Dezember. Nun brachte Jesus selbst, der „Heilige Christ“ bzw. das „Christkind“ die Gaben. Seit dem 18. und 19. Jahrhundert (Romantik) wurde das Christkind immer weiblicher, bis es schließlich als Mädchen mit (meistens) blondgelocktem Haar auftrat. Das Christkind war also ursprünglich eine evangelische Tradition, ist aber heute überwiegend in katholischen Gegenden verbreitet, wäh- rend in protestantischen und säkularisierten Gebieten die Ge- stalt des Weihnachtsmanns – eine entdämonisierte Mischung aus Nikolaus, Knecht Ruprecht und dem „rauen Percht“ (= „pelzige, haarige Gestalt“) – überwiegt. CHRISTBAUM, WEIHNACHTSBAUM, TANNENBAUM Der Brauch, sich einen Nadelbaum in die Wohnung zu stellen, ist noch recht jung, wenngleich der Ursprung wahrscheinlich schon in der vorchristlichen Tradition vermutet werden darf. Um die Win- tersonnenwende holte man sich grüne Zweige als Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit ins Haus („Wintermaien“). Im 16. Jahrhundert wurden im Südwesten (Stockstadt am Main 1527, Straßburg 1539) und in Norddeutschland (Bremen 1570) erstmals grüne Bäumchen ins Haus geholt und mit Äpfeln und Nüssen behängt. Ab 1611 wurden die Bäume auch mit Kerzen geschmückt. Die Christbäume gab es wegen der damals selte- nen und teuren Tannen zunächst nur bei wohlhabenden evan- gelischen Familien; bei Katholiken war stattdessen die Krippe das zentrale Weihnachtssymbol. Im 19. Jahrhundert setzte sich der Christbaum (in Form von Tanne oder Fichte) konfes- sionsübergreifend zunächst in Deutschland und schließlich auf der ganzen Welt durch. KRIPPE Nach einer Legende stellte Franz von Assisi 1223 in Greccio anstelle einer Predigt das Weihnachtsgeschehen mit Menschen und lebenden Tieren nach. Ab dem 16. Jahrhundert versuchten vor allem die Jesuiten und Franziskaner, die In- halte der Bibel durch szenenhafte Darstellungen neu zu bele- ben. Die erste Krippe im heutigen Sinn stand 1562 in Prag. In der Folge wurden im süddeutschen Raum immer mehr Krip- pen in Kirchen und Familien gestaltet, die den Mittelpunkt der katholischen Weihnachtsfeier bildeten. [In unserer Part- nergemeinde Corciano wird die Weihnachtsgeschichte mit le- bensgroßen Figuren in den Gassen und Höfen erzählt (Natale a Corciano).] CHRISTMETTE Ursprünglich war die Christmette in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember die erste von drei Gottesdiens- ten an Weihnachten. „Mette“ ist die eingedeutschte Fassung von „Matutin“ (= „morgentlich“), dem nächtlichen Gebet der Kirche, das ursprünglich vor der Eucharistiefeier um Mitter- nacht gehalten wurde. Der Begriff wird auch in evangelischen Gemeinden für den Gottesdienst in der Christnacht verwen- det. In allen christlichen Konfessionen sind die Weihnachts- gottesdienste die am besten besuchten im ganzen Jahr. FEST DER ERSCHEINUNG DES HERRN – EPIPHANIAS – HEILIGE DREI KÖNIGE Seit dem 2. Jahrhundert feiert die Ostkirche das christliche Epiphaniasfest. Mit „Epiphanias“ (= Erscheinung) ist die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi ge- meint. Ab dem 4. Jahrhundert wurde dieses Fest auch von der Westkirche übernommen. Hier wird vor allem an die Anbe- tung der Weisen – im Volksmund „Heilige Drei Könige“ – er- innert. Daher ziehen Kinder oder Jugendliche als „Sternsinger“ von Haus zu Haus, verkünden die Frohbotschaft und sammeln Spenden für benachteiligte Kinder (Kindermis- sionswerk). Auf die Türrahmen wird dazu der Segensspruch 20+C+M+B+21 geschrieben oder geklebt, was übersetzt heißt: „Christus mansionem benedicat“ (= „Christus segne dieses Haus“). Ursprünglich hatte der Brauch allerdings eine andere Funktion: Es handelte sich um einen „Heischebrauch“ und war ein Recht der Armen und Bedürftigen, um für sich selbst etwas zu „erheischen“. SCHRECKGESTALTEN ZumGlück gibt es diesen abscheulichen Kin- derschreck (von inszenierten Rauhnächten mal abgesehen) nicht mehr. Der hl Nikolaus wurde (und wird manchmal » Christkindl in Graßlfing Schwedenfeuer in den Rauhnächten

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