Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling
die histoRische seite 10 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 08/2020 Der goldene (gelbe) Balken im Pentlinger Wappen erinnert an die römische Straße, die nach 179 n.Ch. von Regensburg (Cas- tra Regina) durch das Gebiet der heutigen Gemeinde Pentling über Eining (Abusina) in die Provinzhauptstadt Augsburg (Augusta Vindelicorum) führte. Von dort ging es auf der Via Raetia über den Brenner nach Italien weiter. Wo genau verlief diese Straße innerhalb unserer Gemeinde? Altwege und Altstraßen Natürlich gab es auch schon vor der römischen Zeit Altwege und Altstraßen in unserem Gebiet, allerdings mit dem Unter- schied, dass sie bei weitem nicht so aufwändig angelegt und befestigt waren wie die späteren Römerstraßen. Die älteste Route dürfte die Feuersteinstraße sein: Vor rund 7.000 Jahren wurden Feuersteine, der bedeutendste Rohstoff der Jung- steinzeit, aus den Bergwerken Arnhofen (Abensberg) und Lengfeld (Bad Abbach) über 250 km durch das Donau- und Regental bis in die Steinzeitsiedlungen des böhmischen Kes- sels transportiert. Davon zeugen über 60 Fundstellen auf die- ser Route. Ob ein Zweig der Bernsteinstraße (ein uralter Handelsweg zwischen Nord- bzw. Ostsee und Mittelmeer vor 3.500 Jahren) auch durch unser Gebiet verlief, ist umstritten. Dass auch schon die Kelten der Hallstattzeit (ca. 700 bis 500 v.Ch.) Handelsrouten Richtung Süden unterhielten, ist be- kannt. Unsere gesuchte Römerstraße könnte der keltischen Route zwischen demDonauübergang bei Regensburg (Radas- bona) und dem Oppidum (Großsiedlung) Manching (wahr- scheinlich Hauptstadt der Vindeliker) gefolgt sein. Aufbau einer Römerstraße Eine Römerstraße erforderte einen Aushub bis ca. ein Meter Tiefe. Zuunterst wurden grobe Steine (statumen) geschichtet, dann mit Kies (rudus und nucleus) aufgefüllt. Darüber kam Sand und schließlich wurde manchmal mit Pflastersteinen die Fahrbahndecke (summa crusta) belegt. Die Oberfläche war so gewölbt, dass das Regenwasser ablief und die unteren Schich- ten trocken blieben. Die Pflasterung erfolgte in der Regel nur auf den Straßen des italienischen Mutterlands. In den Provin- zen bildete meist eine planierte Sandstreuung die Straßen- decke. Eine Provinzstraße (via vicinalis – um eine solche handelt es sich in unserem Falle) war oft nur so breit, dass ein Wagen Platz hatte. Im Falle des Gegenverkehrs gab es Aus- weichstellen. Zu Fuß konnte man auf einer Römerstraße am Tag ca. 25 bis 35 km marschieren, mit Pferd und Wagen schaffte man bis zu 80 km, Reiterkuriere konnten bis zu 200 km zurücklegen. Rekonstruierter Verlauf Ein erster Anhaltspunkt ist der Merkurtempel in Ziegetsdorf, der sich neben der alten Römerstraße von Castra Regina nach Augusta Videlicorum befand (heute Augsburger Straße 102/Merkurstraße 27). Die Ausgrabungen erfolgten 1934, die Funde befinden sich im Historischen Museum der Stadt Re- gensburg. Der römische Gott Merkur war u.a. der Schutzhei- lige der Kaufleute und Reisenden. Wer von Castra Regina nach Süden aufbrach, betete im Merkurtempel um eine gute Reise (im Christentum waren dann Jakobus und Nikolaus die Schutzpatrone u.a. auch der Reisenden; entsprechend gibt es nach Süden hin Nikolauspatrozinien in Graßlfing, Bad Abbach und Alkofen). Wenn möglich, zogen die Römer ihre Straßen weitgehend ge- rade. Auf alten Karten ist die Reichsstraße Regensburg – In- golstadt zwischen Ziegetsdorf und Kalkofen bei Abbach am Donaubogen (das „Bad“ im Namen führt die Marktgemeinde erst seit 1934) nahezu gerade eingezeichnet. Zieht man eine Strecke zwischen Merkurtempel und Kalkofen, so verläuft die ehemalige Römerstraße über die heutige Bergstraße, trifft Wo verlief die Römerstraße? anzeige Rekonstruktion des Verlaufs der Römerstraße zeichnung: hans WeigerT
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