Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling

11 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 07/2020 die historische seite Die Viereckschanze bei Poign Die Viereckschanze von Poign liegt im Esterholz auf einem von Ost nach West verlaufenden Höhenrücken, der imNorden und im Süden jeweils von kleinen Tälern begrenzt wird, auf einer maximalen Höhe von 390 m über NN. Sie ist in Ost- West-Richtung ca. 120 m lang und ca. 94 m breit; sie ist schief- winklig, d.h., kein exaktes Rechteck. Die nördliche und die südliche Wallkrone sind annähernd parallel zueinander. Poign bewegt sich im Größenvergleich zu den anderen bekannten Anlagen im mittleren Bereich. Der Zugang befindet sich (wie bei den meisten Viereckschanzen) in der Mitte der Ostseite. Die Schanze dürfte ca. 250 bis 100 v.Ch. entstanden sein. In der Viereckschanze Poign haben bisher keine archäologi- schen Ausgrabungen stattgefunden. Es sind lediglich geomag- netische Messungen durchgeführt worden. Diese verweisen auf einen möglichen Brunnenschacht an der Mitte der Nord- seite. Südwestlich und westlich im Innenraum dürften Ge- bäude gestanden haben. Dass der Innenraum im Vergleich zu den Außenflächen deutlich höher ist, liegt nicht daran, dass die Innenfläche bei Bau der Schanze künstlich erhöht worden wäre. Vielmehr ist es im Lauf der Jahrhunderte zu einer star- ken Erosion außerhalb der Anlage gekommen, während die Innenflächen durch die Wälle vor Erosion geschützt waren. Bei manchen Viereckschanzen befindet sich in der Nachbar- schaft oft noch eine zweite Schanze, so auch in unserem Fall: Durch Luftbildarchäologie ist in knapp zwei Kilometer Ent- fernung östlich von Seedorf zwischen der Autobahn und dem Hohenederberg eine weitere, inzwischen verebnete Viereck- schanze entdeckt worden. Irrtümlich hat man vor der Erforschung der Viereckschanzen von „Römerschanzen“ gesprochen, weil man sie für Verteidi- gungsanlagen aus der Römerzeit angesehen hat. Erst mit der Geschichtsforschung des 19. und 20. Jahrhunderts wurde klar, dass sie weder von den Römern stammen, noch Verteidi- gungsanlagen (also auch keine „Schanzen“) waren. Dass sie Überreste der Kelten sind, daran besteht kein Zweifel, aber über deren Zweck wird immer noch gerätselt. Lange Zeit hielt man sie für Kultplätze, heilige Bezirke, keltische Tempel. Aufgrund neuerer Untersuchungen kann man davon aus- gehen, dass die meisten Viereckschanzen keltische Gutshöfe bzw. Mittelpunkte einer ländlichen Siedlung waren, mögli- cherweise Sitz eines Häuptlings oder Anführers. Die Schanzen lagen häufig in Gegenden mit sehr gutem Ackerboden und auch direkter Nähe zu Siedlungen. Das bestätigen auch Un- tersuchungen der Poigner Schanze. Dass innerhalb der Schanze auch eine Kultstätte sein konnte (etwa vergleichbar mit den heutigen Hofkapellen), ist nicht auszuschließen. Mit Sicherheit waren sie keine Viehgatter (viel zu aufwändig) und keine Verteidigungsanlagen (wegen der ungünstigen Lage im Gelände). Wozu dann der Wall? Vielleicht wollten sich die adeligen Keltenhäuptlinge vom Umfeld „abheben“, so wie in späteren Jahrhunderten adelige und klösterliche Güter sich mit einer Mauer von der Umgebung abgrenzten. Die Römer kommen Im letzten vorchristlichen Jahrhundert siedelten immer we- niger Kelten im süddeutschen Raum. Die Gründe kennen wir nicht. Erlagen die Kelten dem Druck der germanischen Inva- soren von Norden und dem der Römer von Süden? Gab es Missernten oder Wirtschaftskrisen? Wüteten Seuchen? Waren es rivalisierende Kämpfe der keltischen Stämme untereinan- der? Ca. 50 v.Ch. wird Manching zerstört. 15 v.Ch. besetzen Tiberius und Drusus, die Stiefsöhne von Kai- ser Augustus, das Alpenvorland (Vindelicien) bis zur Donau. Auf einem Denkmal bei Cannes werden 45 unterworfene kel- tische Stämme aufgezählt, u.a. die Rucinaten aus unseremGe- biet. Augsburg (Augusta Vindelicorum) wurde römisches Zentrum in der Provinz Rätien. Die verbliebenen Kelten gin- gen allmählich in der römischen Kultur auf, so dass man spä- ter bei der bairischen Stammesbildung im 6./7. Jahrhundert von den „Kelto-Romanen“ sprechen wird. hans Weigert, ortsheimatpFleger Woast as no? Erinnerungen und Anekdoten aus Pentling 1990 – vor 30 Jahren Gerade rechtzeitig zum 110-jährigen Gründungsfest der Pentlinger Feuerwehr konnte nach nur 9monatiger Bau- zeit das neue Gerätehaus nach der kirchlichen Weihe am 28.07.1990 offiziell übergeben werden. 2000 – vor 20 Jahren Mit einem vier Tage dauernden Fest feiert die Freiwillige Feuerwehr Niedergebraching ihr 125- jähriges Grün- dungsfest mit Fahnenweihe vom 14. bis 17. Juli 2000. 2010 – vor 10 Jahren Der Vorentwurf zumUmbau des Kindergartens Pentling wird erarbeitet. Geplant wird ein 3-gruppiger Kinder- garten mit Ausbaumöglichkeit für eine vierte Gruppe. Bisher sind es in Pentling 66 Betreuungsplätze vorhan- den, künftig sollen es 75 Plätze sein. (Anmerkung: Zwi- schenzeitlich wurde die vierte Gruppe eröffnet und 100 Kinder können betreut werden.) Bericht: Janine nadler, ausZuBildende Viereckschanze von Poign – Rekonstruktionsversuch von Süd- osten aus gesehen. Zeichnung: hans Weigert

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