Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling
Aus der gemeinde 14 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 06/2020 Und an anderer Stelle: „Die Menschenrasse hat auch hier keine Vorzüge. Männer und Weiber sind klein und breitschul- terig; ihre Züge zwar redlich, aber rauh. Ihr Karakter [!] ist überhaupt etwas träge und abergläubisch, wie natürlich bei vernachläßigten rohen Menschen. Ihre Kleidung äußert wenig Wohlstand. Das Kleid ist oft nur von Zwilch oder von schlech- tem blauem oder braunem Tuch. (…) Überhaupt ist die ganze Kleidung noch sehr sklavenmäßig und arm. Auch die Kost har- monirt [!] damit. Kraut, Nudel, Knödel gibt es einen Tag wie den andern. Die Wohnungen innerhalb der vielen Gehügel, die nur 3 Flüsse in engen Thälern bewässern, nemlich [!] die Donau, Altmühl und Laber und die daher das Wasser sehr sparsam machen, erscheinen noch meistens von Holz mit Schiefer bedeckt, die in den Bergen an der Donau gebrochen werden. Schmutzig sind auch hier, wie fast überall, die Dörfer und ganz vernachlässigt die Seitenwege.“ (zit. n. Rattelmüller 1971) Meist sah Hazzi in den Landbewohnern ungebildete An- alphabeten. In der Tat konnten zu Hazzis Zeiten drei Viertel der bayerischen Bevölkerung weder lesen noch schreiben. Die Schulen waren dünn gesät und die schlecht bezahlten Lehrer kümmerten sich oft mehr um ihre Nebenämter als Organist oder Mesner als um den Schuldienst. Zwischen Frankreich und Bayern Während der Napoleonischen Kriege (Bayern war von 1801 bis 1813 Verbündeter Frankreichs) forderten die Franzosen die Unterstützung kompetenter bayerischer Beamter. Daher wurde Hazzi 1805 ziviler Marschkommissär in der Großen Armee. Ab 1806 arbeitete er ausschließlich für die französi- sche Regierung. Französischem Einfluss verdankt er auch seine Ernennung zum Staatsrat. Jedoch musste er 1812 den französischen Staatsdienst verlassen und sich umWiederauf- nahme in den bayerischen Dienst bemühen, was erst ein Jahr später als Leiter der Staatenschuldentilgungskommission ge- lang. 1816 wurde er in den Ritterstand erhoben und somit ade- lig. Zwei Jahre später ging Joseph von Hazzi – jetzt Vorstand der Baukommission – in den Ruhestand. Reformer der bayerischen Land- und Forstwirtschaft Als Ruheständler widmete sich von Hazzi ganz der Agrarpoli- tik. Er veröffentlichte Artikel über Düngung, Vieh- und Sei- denraupenzucht und Agrargesetzgebung; 1831 wurde er Vorstand des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. So gilt er auch als bedeutender Reformer der bayerischen Land- und Forstwirtschaft. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er Gräfin Josepha Basselet de La Rosée und erwarb damit das Gut und Patrimonialgericht Oberelkofen, südlich von Grafing bei München. Hier erprobte er seine landwirtschaftlichen Theorien und schuf so ein Mustergut. Joseph von Hazzi verstarb am 20. Mai 1845 in Oberelkofen ohne Nachkommen. Beerdigt ist er auf dem dortigen Friedhof, wo heute noch eine Gedenktafel an der Ostseite der Kirche an ihn und seine Gattin erinnert. „Sein Leben umspannte die Endzeit des alten Kurfürstentums, den revolutionären Aufbau des Neuen Bayern und schließlich die Epoche der Restaura- tion. Vielfach gebrochen wie sein Zeitalter erscheint uns Haz- zis Lebenslinie. Aufklärerisch gesinnt, stolz auf seine bürgerliche Abkunft, fast revolutionär, ehrgeizig ohne Maß be- gann er, im Kampf um Ämter und Titel verzehrte er sich, mit Adelstitel, gräflicher Frau und Schloss beendete er sein Leben.“ (Greipl & Heydenreuter 2002) Bericht: hAns Weigert, ortsheimAtpFleger Woast as no? Erinnerungen und Anekdoten aus Pentling 1990 – vor 30 Jahren In der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinde- rates wurden Karl Rieger aus Niedergebraching und als 2. Bürgermeister und Alois Eisvogel aus Matting als 3. Bürgermeister wieder in ihre Ämter gewählt. 2000 – vor 20 Jahren Entwürfe für den Neubau des Rathauses werden von Ar- chitekten vorgestellt. Die Finanzierung des neuen Rat- hauses soll aus Eigenmitteln ohne Kreditaufnahme durchgeführt werden. 2010 – vor 10 Jahren Der Hospiz-Verein Regensburg e.V. beabsichtigt bei Hölkering ein Hospiz zu errichten. Der Bebauungsplan wird erstellt. Die Gemeinde bekam von der Sparda-Bank einen VW- Bus aus der Sparda-Bank-Stiftung als Zeichen seiner Wertschätzung für die Region gespendet. Die aktuelle Online-Ausgabe als PDF und ePaper finden Sie unter: www.pentlinger-mitteilungsblatt.de
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