Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling
die historische seite 10 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 01/2020 Ursachen und Anlass Wesentliche Ursachen für die „Urkatastrophe der Mensch- heit“ waren Imperialismus, Nationalismus, Bündnisverpflich- tungen und das Pulverfass Balkan. – Unter Imperialismus versteht man das Bestreben einer Großmacht, ihren politi- schen, militärischen und wirtschaftlichen Macht- und Ein- flussbereich immer weiter zu auszudehnen. Die europäischen Großmächte – auch Deutschland – strebten danach, möglichst viele Gebiete der noch „herrenlosen Kontinente“ an sich zu reißen. Um in diesem Ringen bestehen zu können, baute jede Nation ein starkes Heer und eine schlagkräftige Flotte auf. – Mit Nationalismus ist ein übersteigertes, aggressives Einset- zen für die (vermeintlichen) Belange der eigenen Nation ge- meint; der Nationalismus setzt das Wohl des eigenen Volkes über das Wohl anderer Völker. In seiner extremsten Form ge- fährdet er den internationalen Frieden – damals wie heute. – Zur Bündnispolitik: 1879 schlossen sich das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn zu einer Allianz (für den Fall eines russischen Angriffs) zusammen. Zu diesem Bündnis gehörte bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs auch noch Italien. Dem gegenüber stand seit 1907 die so genannte „Triple Entente“ (Dreierbündnis) aus Großbritannien, Russland und Frank- reich. – Pulverfass Balkan: Seit Jahrzehnten rangen dort die Großmächte Österreich-Ungarn, Russland (als Schutzmacht der orthodoxen Balkanslawen) und Frankreich um Einfluss, während das entkräftete Osmanische Reich, die Türkei also, sich bemühte, den letzten Rest des europäischen Besitzes zu verteidigen. Die jungen Nationalstaaten Serbien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland wiederum konkurrierten erbit- tert untereinander und mit den Osmanen um Territorium – mit politischen, militärischen und terroristischen Methoden. 1908 annektierte Österreich die ehemals türkische Provinz Bosnien-Herzegowina, in der viele Serben lebten. So war ein weiterer Konflikt vorprogrammiert. Anlass Sarajewo: Am 28. Juli 1914 erschoss ein serbischer Na- tionalist den habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau. Das Attentat löste eine diplomatische Ketten- reaktion – die Julikrise – aus, die dann in den Ersten Welt- krieg mündete, zum ersten totalen Krieg in der Geschichte, d.h. alle Menschen in den teilnehmenden Staaten waren davon betroffen. Es war ein Krieg, bei dem riesige Armeen ge- geneinander kämpften. 36 Staaten rund um den Erdball waren beteiligt. Zum ersten Mal kämpften die Soldaten mit modernen Waffen wie Maschinengewehren, U-Booten, Pan- zern, Giftgas und Fliegerbomben. Verlauf (aus deutscher Perspektive) Im August 1914 besetzte Deutschland (völkerrechtswidrig) Lu- xemburg und Belgien, um Frankreich von Norden her schnell zu besiegen; dies scheiterte jedoch. Im Osten wurde der Vor- marsch der Russen durch den Sieg bei Tannenberg beendet. Mit einer Gegenoffensive gelang es der Deutschen Armee tief nach Russland vorzudringen. Ab 1915 kam es vor allem in Frankreich zu einem erbitterten Stellungskrieg. Der Krieg ent- artete zur blutigen Materialschlacht und forderte Menschen- leben in hoher Zahl. Trauriger Höhepunkt war die Schlacht um Verdun bei der 700.000 Menschen ihr Leben lassen müs- sen. 1917 trat die USA in den Krieg gegen Deutschland ein und das Deutsche Reich musste angesichts der Überlegenheit der Alliierten und der hohen Verluste an Menschen und Material am 11.November 1918 kapitulieren, ebenso wenige Tage vor- her Österreich-Ungarn. Insgesamt gab es im ersten Weltkrieg ca. 17 Millionen Tote, 20 Millionen Verletzte und 8 Millionen Flüchtlinge und Vermisste. In Russland, Deutschland, Öster- reich und imOsmanischen Reich (Türkei) wurden die Monar- chien gestürzt. Der Krieg zu Hause Propaganda: Neuere Forschungen haben gezeigt, dass die in Bildern und Filmen gezeigte Kriegsbegeisterung vom August 1914 („Sommererlebnis“) ein geschickter Propagandatrick war. Die Kriegsenthusiasten waren in einer deutlichen Min- derzahl. Es fällt auf, dass sich vor allem Militärs, Adelige und studentische Burschenschaften vor Kriegsbegeisterung über- der erste Weltkrieg 1914 - 1918 Leid an der Front und in der Heimat Kriegerdenkmal“ in Pentling
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