Pentlinger Mitteilungsblatt
die historische seite 12 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 09/2019 Vorgeschichte 1803 vergab der bayerische Staat „zur Auslichtung der Straße“ am Ziegetsberg und im „Argle“ Grund an so genannte Kolo- nisten. Der Besitz gehörte ursprünglich dem Kloster St. Em- meram; mit der Säkularisation [Einziehung kirchlicher Güter] kam er in bayerischen Staatsbesitz. Am 10. Oktober 1804 er- scheint in den Kirchenbüchern der Pfarrei Hohengebraching ein erster Hinweis auf unser Dorf: „»Argle«, neues an der Straße nach Abbach gelegenes Dorf, welches provisorisch von Hohengebraching versehen wird.“ („Argle“ ist wahrscheinlich römischen Ursprungs und dürfte „Lehmberg“, „Degelberg“ be- deuten.) Der Ortsname wurde ein Jahr später auf „Hazziberg“ geändert. Generallandesdirektionsrat Joseph Hazzi (1768 – 1845) oblag u.a. die Besiedlung von Großberg, Ziegetsdorf und Ihrlerstein. Ab August 1806 wird schließlich der Name „Groß- berg“ (59 m Höhenunterschied) geführt. Die „Kolonisten“ waren meist Taglöhner, Gütler und Maurer und stammten aus Orten der näheren Umgebung; mit den Worten Hazzis: „meis- tens kernhafte und rüstige Sprösslinge“. Die Interessenten mussten einen guten Leumund und das entsprechende Geld haben. Auch musste eine Heiratslizenz des Landgerichts Kel- heim vorgelegt werden. Pfarrei Hohengebraching Großberg wird seit seinem Bestehen von der katholischen Pfarrei „Mariä Himmelfahrt“ Hohengebraching seelsorgerisch betreut. Der Weg zur Kirche war in nichtmotorisierten Zeiten weit und beschwerlich. Die „Oberbergler“ gingen den „Schrankbaumweg“ (mündet in den nördlichen Teil des Rund- wanderwegs Hohengebraching), die „Unterbergler“ wählten den Weg über den „Dürrbuckl“ und das „Kellerholz“. Hin und zurück betrug der Fußweg zwischen sechs und sieben Kilo- meter, also ungefähr eineinhalb Stunden Gehzeit. Seit 1931 bemühte man sich in Großberg um den Bau einer ei- genen Kirche. Ein Kirchenbauverein wurde im selben Jahr ge- gründet, der im Laufe der Zeit die erforderlichen Mittel für den Kirchenbau, eine katholische Konfessionsschule und evtl. einer Begräbnisstätte aufbringen sollte. Der Nationalsozialis- mus unterband diese Bestrebungen einer Kirchengründung und löste den Verein auf. Auf Anregung des Bischöflichen Or- dinariats wurde 1961 der Kirchenbauverein neu gegründet. Es ist das Verdienst von Pfarrer Rupert Scheuerer (1916 – 1993) und des Kirchenbauvereins, dass schon 1962 mit der Planung der Großberger Kirche begonnen werden konnte. Ar- chitekt war Franz Ferstl aus Parsberg, das Bauunternehmen Hebensberger aus Regensburg war für die Betonier- und Mau- rerarbeiten zuständig. Am 6. Oktober 1962 wurde der Grund- stein gelegt, am 7. Februar 1963 konnte der Richtbaum auf die Kirche gesetzt werden, am 21. Juni 1963 war Richtfest am Kirchturm (Höhe 37 m). Erstmals läuteten Glocken über Großberg: die „Heinrichsglocke“ (700 kg), die „Marienglocke“ (500 kg) und die „St. Martinsglocke“ (300 kg). [1991 gesellte sich die St. Rupertusglocke (1200 kg) als vierte dazu.] Im No- vember 1963 wurde der neue Friedhof von der Dorfbevölke- rung „in einer beispiellosen Gemeinschaftsleistung“ eingefasst. Am 1. Dezember 1963 erfolgte die Benediktion, also die Erlaubnis, Gottesdienste zu halten. Am 12. Juli 1964 schließlich vollzog Bischof Dr. Rudolf Graber die Konsekration (endgültige Weihe) der Großberger Kirche. Patrozinium Heinrich, nachmalig Herzog von Bayern und als Heinrich II. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wurde 973 als erster Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich „des Zänkers“ und dessen Gemahlin Gisela von Burgund höchstwahrscheinlich auf der Burg Abbach geboren. Nach ersten Jahren in Hildes- heim erhielt er in Regensburg bei Bischof Wolfgang und Abt Ramwold eine fundierte Ausbildung. Nach dem Tode seines Vaters wurde er 995 Herzog von Bayern und lenkte das Land von Regensburg aus. Seine Gemahlin Kunigunde wurde in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts in Luxemburg als Tochter des Grafen Siegfried von Lützelburg geboren. Zwischen 998 und 1000 wurde sie mit Heinrich vermählt. Die Ehe blieb kinderlos. Als letzter Nachkomme des sächsischen Herrscherhauses wurde Heinrich 1002 zum deutschen König gewählt und am 6. Juni in Mainz gekrönt. 1014 krönte Papst Benedikt VIII. Heinrich und Kunigunde zum Kaiser und zur Kaiserin. Die Kirche St. Heinrich und Kunigunde in Großberg
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