Pentlinger Mitteilungsblatt

Auf einer Pastoralreise zu den zum Bistum gehörenden Ort- schaften im heutigen Österreich verstarb der Bischof am 31. Oktober 994 in Pupping (Oberösterreich). Sein Leichnam wurde nach Regensburg gebracht und im Kloster St. Emme- ram bestattet. Nach der Heiligsprechung 1052 wurden die Gebeine in die nach ihm benannte Krypta überführt. Zahlreiche Örtlichkeiten in Bayern und Österreich erinnern an Wolfgang, in der näheren Umgebung die Wolfgangskrypta und die Wolfgangskirche in Regensburg, die Wolfgangseiche bei Thalmassing (unter der er gepredigt haben soll), die Schlosskapelle Heitzenhofen sowie die Wolfgangskirchen von Etterzhausen, Eilsbrunn, Tiefenthal (bei Wörth a.d. Donau) und eben Matting. In der bildenden Kunst wird Wolfgang als volkstümlicher Heiliger in Süddeutschland und Böhmen als Bischof mit Stab und Buch dargestellt, in der Hand oft ein Kirchenmodell. Sein Attribut, ein Beil (das „Wolfgangihackl“), ist ein Hinweis auf die Legende, dass Wolfgang für die von ihm erbaute Kirche amWolfgangsee selbst denWald gerodet haben soll. Die Kirche Der Ostturm ist der älteste erhaltene mittelalterliche Teil aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die mittelalterliche Kirche war wesentlich kleiner als die heutige. Unter dem Gewölbe innerhalb des Kirchenturms war der Altar („Chor- turm“). Aus der Vorgängerkirche dürften das Taufbecken (2. Hälfte des 13. Jh.), die Muttergottes- Statue (1. Hälfte, 17. Jh.) sowie die drei Glocken (die älteste aus dem 14. Jh., die kleine von 1550, die große von 1695) stammen. Wegen Baufälligkeit (Hochwasserschäden) wurde 1740 beschlossen, die ruinöse alte Kirche bis auf den Turm abzu- brechen und ein neues, größeres Kirchenschiff zu errichten. Noch im gleichen Jahr wurde der Neubau durchgeführt. Im Innenraum der spätbarocken Kirche sehen wir einen flach gedeckten Saalbau. Sämtliche Skulpturen (mit Ausnahme des Hochaltars) stammen vomBildhauer Anton Neu aus Prüfening (gest. 1758): die Kanzel, die Statuen der hll. Johannes Nepo- muk und Josef, den Wendelin- und Vitusaltar, den Tabernakel des Marien-Altars, zwei Kruzifixe und den Christus an der Gei- ßelsäule („Wiesheiland“). Der Hochaltar wurde vom Regensburger Bildhauer Joachim Anton Pfeffer zwischen 1772 und 1778 geschaffen: Zur Linken die Figur des hl. Emmeram, erkennbar an der Leiter als seinem Marterinstrument, zur Rechten St. Benedikt mit seinem Attri- but des Giftweinbechers. Matthias Schiffer aus der Steiermark malte 1779 das Bild des Hochaltars. Es zeigt eine legendäre Begebenheit aus dem Leben Kaiser Heinrichs II.: Dem König erschien im Traum sein Lehrer Wolfgang und schrieb die Worte „post sex“ (nach sechs) an die Wand. Heinrich glaubte, er müsse in sechs Tagen sterben und bereitete sich auf seinen Tod vor. Er starb jedoch nicht. Aber nach sechs Jahren wurde er zum Kaiser gekrönt. 1734 erhielt die Kirche vom Kloster St. Emmeram eine pracht- volle Monstranz mit einer Wolfgangsreliquie, 1775 eine Kreuz- reliquie, 1778 Kelch und Patene (Hostienschale). Das jüngste Kunstwerk ist die Wolfgangstatue über dem Ein- gang: Nach einem Entwurf des Dombaumeisters Helmut Stuhlfelder (einem gebürtigen Mattinger) meißelte Stefan Lukaszwicz 1999 die fünf Zentner schwere Figur aus Kalkstein. Der lächelnde Bischof stützt sich mit der linken Hand auf sei- nen Stab mit Beil, dem„Wolfgangihackl“. Zu seiner Rechten steht ein Modell des gotischen Regensburger Doms mit den erst 1869 fertiggestellten Turmhelmen. Dieser Anachronismus (zu Wolfgangs Zeiten wurde erst der romanische Dombau begonnen) ist künstlerisch gewollt! Es waren führende Künstler der Region, die nach 1740 die Aus- stattung der Mattinger Kirche besorgten, so dass sie nach Mei- nung des Kunsthistorikers Peter Morsbach „in ihrer Qualität keinen Vergleich mit anderen Landkirchen zu scheuen braucht. In dieser Hinsicht ordnet sich St. Wolfgang in Mat- ting in die große Zahl jener Gotteshäuser ein, die die Kunst- und Frömmigkeitsgeschichte einer Landschaft nachhaltig bereichern.“ BerIcht und FOtOs: OrtsPFleGer PrOF. dr. hAns WeIGert historische seite 12 Pentlinger Mitteilungsblatt Ausgabe 06/2019 Kirche St. Wolfgang in Matting. Kl. Bild: Wolfgangstatue an der Kirche anzeige

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