Pentlinger Mitteilungsblatt
die historische seite 16 Pentlinger Mitteilungsblatt ausgabe 01/2019 Das Gebiet der Gemeinde Pentling wird schon seit Jahrtausenden von Menschen durchwan- dert bzw. bewohnt. Das verraten uns unzählige archäologische Funde aus den vergangenen Jahrzehnten. Altsteinzeit (300.000 - ca. 9.000 v. Chr.) Der Zeitraum, in dem Menschen Steine als Werkzeuge benutzten, wird als Steinzeit bezeichnet. Altsteinzeit heißt der früheste und längste Abschnitt der Menschheitsgeschichte. In dieser Zeit hat sich das Klima in Mitteleu- ropa mehrfach radikal verändert. Mindestens vier größere Eiszeiten wechselten mit jeweils kürzeren Warmzeiten ab. Vor etwa 100.000 Jahren lebten bei uns die Neandertaler. Sie dürften wohl in Gruppen das Donautal und die angrenzenden Höhenzüge durchstreift haben. Parallel zumNeandertaler entwickelte sich der moderne „homo sapiens“. Die Verwendung des Feuers war weitgehend bekannt. Als Wohn- plätze dienten häufig Felsüberhänge (sog. Abris, an den Donauhängen), seltener Höhlen, im Freiland auch Zelte und primitive Hütten. Erhalten blieben die steinernenWerkzeuge die- ser Menschen. Stein konnte die vergangenen 100.000 Jahre überdauern. In der Altsteinzeit wurden die Steinwerkzeuge durch Schlagen hergestellt (in der Jungsteinzeit auch durch Schleifen). Die nomadischen Menschen lebten als Jäger und Sammler und kleideten sich in Felle. Das erste wichtige Werkzeug war der Faustkeil; er diente zum Hacken, Schaben, Schneiden und Schnitzen. Im Gemeindegebiet sind bisher sechs „Paläolithische Freilandsta- tionen“ gefunden worden, d.h. zeitweilige Lagerplätze der altsteinzeitlichen Nomaden. Der altsteinzeitliche Faustkeil aus Seedorf Obwohl der Faustkeil im Januar 1994 von einem Schüler nur ca. 450 m südwestlich von Seedorf gefunden wurde, wird das Objekt in der Literatur (wegen der Gemarkung) als „Faustkeil aus Poign“ bezeichnet. Die Fundstelle dürfte den Steinzeitmenschen entweder als kurzzeiti- ger Jagdplatz oder als längerfristig genutztes Basislager gedient haben. Der Faustkeil besteht aus Kreidequarzit, ist 10 cm lang und 6,2 cm breit. Die maximale Dicke beträgt 2,2 cm. Er wird auf ein Alter zwischen 70.000 und 150.000 Jahren geschätzt. Es handelt sich um das derzeit älteste archäologische Fundstück aus der Gemeinde. Mittelsteinzeit (ca. 9.000 – 5.500 v. Chr.) Die Mittelsteinzeit betrifft nur das nacheiszeit- liche Europa. Durch die Wiederbewaldung Mit- teleuropas wurden hier neue Lebensbedingun- gen geschaffen: So mussten die Menschen ler- nen, statt des verschwindenden Großwildes der Kältesteppen (Mammut) nun Tiere in denWäl- dern zu jagen; auch die Fischerei wurde ver- stärkt betrieben. Jungsteinzeit (ca. 5.500 – 1.800 v. Chr.) In der Jungsteinzeit wurden die Menschen nach und nach sesshaft. Sie betrieben Ackerbau und züchteten Haustiere. Sie begannen auch an in größeren Gemeinschaften zu leben. Die Schafe und Ziegen lieferten nicht nur Milch und Fleisch; ihr Fell wurde auch zu Kleidungsstü- cken verarbeitet. Einer der bekanntesten Hand- Steinzeit und Bronzezeit anzeige Faustkeil aus Seedorf (K. H. Rieder, 1998) Langhaus aus der Jungstein- zeit (Archäologisches Frei- lichtmuseum Oerlinghausen) Querschnitt eines Hügelgra- bes (natur-kulturlehrpfad. agenda21-sinzing.de )
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