unsere vereine 30 november 2024 mitteilungsblatt Markt nittendorf Vereine & Verbände Das Böllerschießen hat eine lange und traditionsreiche Geschichte, die sogar zurück bis in 14 Jahrhundert reicht. Im Markt Nittendorf pflegt diese Tradition der Schützenverein „Alte Linde Undorf – und das seit nunmehr zwei Jahrzehnten. Als die Schützengilde im Jahr 2004 das 75-jährige Bestehen feierte, entstand die Idee, eine Gruppe Böllerschützen als Abteilung zu gründen. Kurzerhand wurde der Gedanke in die Tat umgesetzt und schon wenige Monate später luden die Gründungsmitglieder ihre Böller und ließen es beim Volkstrauertag erstmals öffentlich richtig krachen. Ursprünglich dazu gedacht böse Geister zu vertreiben und neu anbrechende Zeiten mit guten Vorzeichen zu beginnen, wird heutzutage nicht nur an besonderen Festtagen, Beerdigungen oder am Volkstrauertag geschossen – sondern auch bei besonderen Vereinsjubiläen. Solch ein Jubiläum stand vor 20 Jahren bei Alte Linde auf dem Programm. Der 75. Geburtstag des aktiven Schützenvereins wurde mit einer Fahnenweihe groß gefeiert – unter anderem mit einer auswärtigen Böllergruppe. Dies beeindruckte Josef Stockinger so sehr, dass er spontan dazu aufrief, eine eigene Abteilung zu gründen. Als Mann der Tat informierte Stockinger bei einer Versammlung interessierte Schützen, organisierte Lehrgänge sowie Genehmigungen und übernahm die Leitung der Abteilung. Aus den zunächst sieben Böllerschützen wurden schnell doppelt so viele Mitglieder, die mit unterschiedlichen Hand-, Schaft- oder Standböllern ihrem krachenden Hobby nachgehen. Aktuell ist Alfred Reinhardt der Abteilungsleiter der traditionsbewussten Truppe. Ganz wichtig ist dem Undorfer darzustellen, dass das Schießen mit Böllern nichts mit militärischem Gehabe zu tun hat, sondern ausschließlich mit Traditionspflege. Die Undorfer Böllerschützen sind im Laufe eines Jahres bei vielen Gelegenheiten präsent. So wird am ersten Januar bei den ASV-Sportanlagen über dem Ort das neue Jahr angeschossen. Feiert ein Verein in der Umgebung ein Jubiläum, so künden die Schützen etwa den Beginn und das Ende eines Festzuges an. Auch an Volkstrauertagen wird traditionsgemäß geschossen. Für das Abschießen in der Gruppe gibt es verschiedene Schussfolgen, wie etwa langsames oder schnelles Reihenfeuer, wobei die Böller nacheinander abgefeuert werden. Beim Salut knallen alle gleichzeitig. Die Kommandos gibt in Undorf Anna Hartl als Schussmeisterin. Das Befüllen des Böllergerätes mit Pulver, die Vorbereitung zur Salve und das Abfeuern erfolgt dabei nach genau einzuhaltenden Einzelschritten. Wie Alfred Reinhardt weiter erläutert, ist das Sprengstoffgesetz als Bundesgesetz mit seinen Verordnungen das zentrale Regelwerk für den Umgang mit dem Schwarzpulver, welches für das Böllern verwendet wird. Das Waffengesetz kommt dagegen nicht zur Anwendung. „Böller, wie Handböller oder auch Böllerkanonen sind Geräte zum Entzünden von Schwarzpulver, keine Waffen. Aus Waffen werden Geschosse abgefeuert, bei Böllern eben nicht“, teilt Reinhardt mit. Wer sich das laute Hobby zulegen will, muss eine Sprengstofferlaubnis bei der Kreisbehörde beantragen. Eine solche bekommt nur, wer mindestens 21 Jahre alt ist, einen Fachkundelehrgang zum Umgang mit Sprengstoff erfolgreich besucht hat und persönlich geeignet und zuverlässig ist. Als unzuverlässig kann eingestuft werden, wer zum Beispiel wegen einer Straftat, etwa für Trunkenheitsfahrten oder Körperverletzung zu einem bestimmten Strafmaßmaß verurteilt wurde, erläutert Reinhardt. Die dann zeitlich befristet erteilte Erlaubnis berechtigt zum Erwerb und zum Umgang mit Schwarzpulver. An die Aufbewahrung des Pulvers sind ebenfalls strenge Anforderungen gestellt. Es dürfen in der Wohnung maximal bis zu einem Kilogramm Böllerpulver in einem Tresor, der in einem abschließbaren Raum stehen muss, gelagert werden. Hat man als künftiger Böllerschütze einen entsprechenden Verein gefunden und alle rechtlichen und persönlichen Voraussetzungen erfüllt, so steht einer Ausübung des Hobbys nichts mehr im Wege. Nur die Anschaffung eines Böllers steht noch an. Dabei kann man wählen zwischen Hand-, Schaft-, Standböller sowie Böllerkanonen. Für Handböller gibt es etwa ab 700 Euro, nach oben sind aber, je nach Ausführung, keine Grenzen gesetzt, weiß Reinhardt, der einen Handböller sein Eigen nennt. Da, wie erwähnt, Böller keine Waffen sind braucht es für den Kauf auch keine behördliche Erlaubnis. „Ein Schießen ohne sprengstoffrechtliche Erlaubnis, stellt dagegen eine Straftat dar“, erklärt Reinhardt. Das Böllerschießen hat nach den Worten des Abteilungsleiters schon eine lange Tradition und wird in vielen Ländern ausgeübt. In Bayern liegt der Schwerpunkt schon immer in Oberbayern. Von Max Knott, Heimatforscher aus Nittendorf, weiß er, dass in Regensburg nachweislich schon im Jahr 1343 Böller abgefeuert wurden. Geschossen wurde und wird zu den verschiedensten Anlässen, wie etwa bei großen familiären Ereignissen in Königshäusern oder im Brauchtum, wie demWinteraustreiben. „Oft werden zu bestimmen Anlässen Kirchenglocken geläutet, wir Böllerschützen machen dazu halt den etwas anderen Lärm“. Alte linde undorF Undorfer Böllerschützen feiern 20 Jahre anzeige
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